Nach einem ersten Teilergebnis der Präsidentenwahl in Afghanistan liegt Amtsinhaber Hamid Karsai leicht in Führung. Auf der Grundlage von bislang ausgezählten zehn Prozent der Stimmen entfallen auf Karsai 212 927 Stimmen und damit etwa 40 Prozent.
Sein stärkster Herausforderer Abdullah Abdullah erreicht mit 202 889 Stimmen 38,9 Prozent. Dies teilte die Wahlkommission mit. Demnach wäre eine Stichwahl notwendig.
Beide Politiker hatten sich bereits einen Tag nach der Wahl zum Sieger erklärt. Das Teilergebnis bringt angesichts des geringen Abstandes noch keine eindeutige Klärung dieses Anspruchs. Die Vereinten Nationen und die USA haben Karsai und Abdullah aufgerufen, sich mit Siegesbekundungen zurückzuhalten, bis das offizielle Endergebnis tatsächlich vorliegt.
Die Zahl der Beschwerden über Manipulationen bei der Abstimmung vom vergangenen Donnerstag stieg unterdessen sprunghaft an. Die von den Vereinten Nationen unterstützte Beschwerdekommission (ECC) teilte mit, 790 Einwände seien seit dem Wahltag bei ihr eingegangen. 54 Vorwürfe hätten "hohe Priorität" und könnten den Wahlausgang beeinflussen. Am Sonntag waren es noch 225 Beschwerden über den Verlauf der Abstimmung sowie die Stimmenauszählung gewesen, davon 35 mit der "Priorität A".