Waffen:Übers Ziel hinaus

Die US-Demokraten machen der Waffenlobby gerade ein Geschenk.

Von Hubert Wetzel

Sturmgewehre vom Typ AR-15 oder AK-47 sind furchtbare Waffen. Der Schaden, den ihre Kugeln anrichten, ist verheerend. Das ist der Grund, warum Amokschützen in den USA sie so oft verwenden. Amerika wäre sehr viel sicherer, wenn nicht Millionen dieser Kriegswaffen in den Händen von Privatleuten wären.

Die Ankündigung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Beto O'Rourke, er werde im Falle eines Wahlsiegs alle Sturmgewehre konfiszieren lassen, hilft aber nicht weiter. Im Gegenteil: Sie klingt markig ("zur Hölle, ja"), doch sie schadet den Demokraten just in dem Moment, in dem die Stimmung im Land sich gegen das Recht auf uneingeschränkten Waffenbesitz wendet und die Waffenlobby und die mit ihr verbündeten Republikaner so sehr in der Defensive sind wie noch nie.

O'Rourkes Plan ist nicht nur mit großer Wahrscheinlichkeit verfassungswidrig. Er wäre zudem in der Praxis nicht umsetzbar, ohne bürgerkriegsähnliche Zusammenstöße zwischen renitenten Waffenbesitzern und der Polizei auszulösen. Und er ist für die Waffenlobby ein Propagandageschenk, mit dem sich nächstes Jahr Millionen Wähler mobilisieren lassen: Die Demokraten wollen euch eure Gewehre wegnehmen - das war bisher eine Lüge. Jetzt gibt es Beto O'Rourke auf Video, der genau das fordert. Für seine Partei kann sich das bitter rächen.

© SZ vom 16.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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