Vorwürfe gegen türkisches Militär:Ex-General beklagt Veröffentlichung von Putschplänen

Unter dem Namen "Vorschlaghammer" sollen die türkischen Streitkräfte 2003 einen Putsch gegen die Regierung geplant haben. Jetzt ist eine Tonaufnahme aufgetaucht, in der Ex-Armeechef Kosaner beklagt, dass die Pläne publik wurden - und über das eigenwillige Rechtsverständnis des türkischen Militärs plaudert.

Ein früherer Generalstabschef der türkischen Armee hat in einer Tonaufnahme beklagt, dass ein gegen die Regierung gerichteter Putschplan an die Öffentlichkeit gelangt ist. Die Militärs hätten sich die Unterlagen stehlen lassen, sagte der vor kurzem zurückgetretene General Isik Kosaner in dem Tondokument, das am Freitag im Internet abzurufen war.

Ex-General Isik Kosaner kritisiert, dass Putschpläne der Armee gegen die türkische Regierung publik wurden. (Foto: REUTERS)

Durch den Diebstahl der Unterlagen habe die Armee ihren Kritikern politische Munition geliefert, sagte Kosaner. "Das ist der eigentliche Skandal." Die Putschvorwürfe gegen die Armee werden derzeit von der Istanbuler Staatsanwaltschaft untersucht. Insgesamt stehen rund 200 aktive und pensionierte Soldaten vor Gericht.

Vor wenigen Tagen war ein erster Teil von Tonaufnahmen im Internet aufgetaucht, die aus einer internen Besprechung der Militärs stammen soll. Im ersten Segment hatte Kosaner schwere Fehler der Militärs im Kampf gegen die Kurdenrebellen der PKK eingeräumt und Missstände bei den Streitkräften beklagt. Die Aufnahmen stammen laut Medienberichten aus der Zeit vor Kosaners Rückstritt als Generalstabschef Ende Juli. Kosaner selbst und der Generalstab haben sich bisher nicht zu den Aufnahmen geäußert.

Im jetzt veröffentlichten zweiten Teil sagte der Ex-General zu dem mutmaßlichen Putschplan "Balyoz" (Vorschlaghammer) aus dem Jahr 2003, die bei einem Seminar der Armee angefertigten Unterlagen hätten vernichtet werden müssen. Dennoch seien Dokumente an die Staatsanwaltschaft gelangt. Kosaner räumte zudem Gesetzesübertretungen durch die türkischen Militärs ein, die lange keine Strafverfolgung zu befürchten hatten: "Wir dachten, das wird immer so weitergehen."

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