Vor dem Parteitag:Hurrikan verdirbt Republikanern die Party

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Zu einem ungünstigeren Zeitpunkt hätte der Sturm sich nicht zusammenbrauen können für John McCain. Er ruft die Erinnerung an ein Desaster der Republikaner wach.

Reymer Klüver

Zu einem ungünstigeren Zeitpunkt hätte der Sturm sich nicht zusammenbrauen können für John McCain und die Republikaner. Durcheinandergewirbelt hat Gustav schon jetzt den Fahrplan des Parteitags in St.Paul, der Hauptstadt von Minnesota, hoch oben im Norden der USA und weit entfernt von der Hurrikanzone.

John McCain und Sarah Palin bei einer Pressekonferenz zur Situation betreffend den Hurrikan "Gustav". (Foto: Foto: AFP)

Vor allem aber dürfte er die Absicht des Präsidentschaftsbewerbers der Republikaner vereiteln, der staunenden Nation seine Kandidatin für den Vizepräsidentschaftsposten bekanntzumachen. Von Sarah Palin hatte bis Ende vergangener Woche praktisch niemand in den USA außerhalb ihrer Heimat Alaska gehört. Ihr Debüt auf der nationalen Bühne dürfte nun mühseliger werden, wenn der Hurrikan die Aufmerksamkeit des ganzen Landes von der Partei-Convention ablenkt.

Der an diesem Montag beginnende Parteitag der Republikaner wird wegen des Hurrikans nur die allernötigsten Programmpunkte abhandeln. Das kündigte McCain am Sonntag in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri an. "Das ist jetzt eine Zeit, in der wir die Parteipolitik beiseite lassen müssen und als Amerikaner handeln müssen", sagte McCain.

Sein Wahlkampfmanager Rick Davis erklärte, das Programm des ersten Tags werde von sieben auf zweieinhalb Stunden verkürzt. Darüber hinaus werde täglich neu entschieden, wie das weitere Programm des Parteitages gestaltet werde. "Wir müssen dem, was am Golf von Mexiko passiert, mit Respekt gegenübertreten", sagte Davis.

Auch sonst sind die politischen Folgen der drohenden Katastrophe am Golf unkalkulierbar für McCain. Vor drei Jahren hatte die dilettantische Reaktion der Administration von George W. Bush auf den Hurrikan Katrina die schon damals keimende Unzufriedenheit über die republikanische Regierung in Washington mächtig verschärft.

Wohlweislich sagte der Noch-Präsident deshalb seinen für Montagabend geplanten Auftritt in St. Paul ab. Er hatte gleich zu Beginn des Treffens auftreten sollen. Doch eine Rede Bushs, während zur gleichen Zeit der Hurrikan über der Südküste wütet, das wäre dem Wahlvolk kaum zu vermitteln gewesen. Vermutlich wird er eine Grußadresse auf Video aufzeichnen lassen.

Auch Vizepräsident Dick Cheney sagte seine Teilnahme in Minnesota ab, ebenso die Gouverneure der betroffenen Golfstaaten Texas, Louisiana und Mississippi, allesamt Republikaner. McCain beeilte sich, seine Besorgnis zu zeigen. Zusammen mit Palin flog er am Sonntag an die Golfküste.

© SZ vom 01.09.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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