Der Satz des Volkswagenmanagers klang markig: "Alles kommt auf den Tisch, nichts wird unter den Teppich gekehrt", sagte Hans Dieter Pötsch bei seinem Antritt als Aufsichtsratschef von Europas größtem Industriekonzern. Das war im Herbst 2015, gerade war der Dieselskandal bekannt geworden. Schon damals gab es Zweifel, ob Pötsch der Richtige sei als Chefkontrolleur. Er war zuvor zwölf Jahre im VW-Vorstand gesessen, konnte so jemand unbefangen für Aufklärung sorgen?
Die aktuelle Anklage der Staatsanwaltschaft Braunschweig zeigt, dass die Kritiker richtiglagen. Zwar ist eine Anklage mitnichten ein Urteil, es gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Unklar ist zudem der Ausgang des Verfahrens, gerade beim zweiten Angeschuldigten Herbert Diess, der ein paar Wochen vor dem Auffliegen des Skandals zum Konzern kam.
Aber die Strafverfolger sehen offensichtlich viele Indizien dafür, dass ausgerechnet der oberste Skandalaufklärer Pötsch dessen Tragweite verschleiert haben könnte. Insofern darf man die Qualität der vom Konzern oft gepriesenen "internen Aufarbeitung" anzweifeln. VW erwächst damit ein Glaubwürdigkeitsproblem: Wie kann man ein neues Kapitel aufschlagen, jenes der nachhaltigen Elektromobilität, wenn solche Vorwürfe im Raum stehen?