Am 22. Februar ereignete sich auf der A 1 nahe Burscheid in Nordrhein-Westfalen ein schwerer Verkehrsunfall. Darin verwickelt war Alexander Alvaro, der für die FDP im Europaparlament sitzt.
Alvaros Audi kollidierte auf der Autobahn mit einem quer stehenden Opel. Dessen Fahrer starb sofort, seine beiden minderjährigen Mitfahrer wurden schwer verletzt. Alvaro erlitt schwere Kopfverletzungen, er lag wochenlang im Koma.
Während sich der Politiker erholte, liefen die Ermittlungen an. Die Staatsanwaltschaft führt Alvaro wegen fahrlässiger Tötung als Beschuldigten. Im Juni hob das Europaparlament die Immunität seines Vizepräsidenten auf.
Ein steiler Aufstieg - dann passierte der Unfall
Erst im Jahr zuvor war der Düsseldorfer Vizepräsident des Europaparlaments geworden, nachdem seine Parteifreundin Silvana Koch-Mehrin über Plagiatsvorwürfe zu ihrer Doktorarbeit gestolpert war. Auch war Alvaro ins FDP-Präsidium aufgerückt, das oberste Parteigremium. Ein steiler Aufstieg für den damals 37-Jährigen. Der nächtliche Unfall aber änderte alles.
Nun ist klar: Der Freidemokrat hatte illegale Substanzen im Blut, als der Unfall passierte. "Ich kann bestätigen, dass Herr Alvaro zum Zeitpunkt der Tat unter Drogeneinfluss stand", sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer zu Süddeutsche.de. Derzeit werte seine Behörde ein "umfangreiches Gutachten eingehend aus".
Ob es sich bei den Drogen um Kokain handelte, wie Bild behauptet, wollte Bremer nicht bestätigen. Der Oberstaatsanwalt verwies auf laufende Untersuchungen. Ob die in Alvaros Blut gefundene Konzentration strafrechtlich von Relevanz sei, "ist Gegenstand der Untersuchungen". Seine Behörde warte das Ergebnis ergänzender Gutachten ab, an denen derzeit das Rechtsmedizinische Institut Köln arbeite.
Anwalt: Vorwürfe werden nicht vom Ermittlungsstand gedeckt
Ende Oktober berichtete bereits der Spiegel, Alvaros Blutprobe habe "toxikologisch relevante Substanzen" enthalten. Weitere Untersuchungen sollten zeigen, ob eine "Kausalität" zwischen den Substanzen und dem Unfall bestehe. Der Freidemokrat zeigte sich da öffentlich kooperativ: Er unterstütze alle Untersuchungen der Staatsanwaltschaft, so Alvaro damals.
Zugleich beteuerte er, weder unter Alkohol- noch unter Drogeneinfluss gefahren zu sein. Eine entsprechende Erklärung soll Bild zufolge von Alvaros Homepage nun verschwunden sein.
Alvaros Anwalt Achim Doerfer erklärte am späten Donnerstagnachmittag auf Anfrage von Süddeutsche.de, dass der durch die Berichterstattung gegen seinen Mandanten "implizit erhobene sehr schwere Vorwurf" nicht vom Ermittlungsstand gestützt werde. Er und Alvaro wollten das Ergebnis der Ermittlungen abwarten und sodann "zu einer abschließenden Bewertung" kommen. Alvaro persönlich war nicht erreichbar. In seinem Abgeordnetenbüro in Brüssel hob niemand ab.
Bereits vor dem Spiegel-Bericht hatte Alvaro seinen Rückzug aus der Europapolitik bekannt gegeben. Er verzichtete auf eine abermalige Kandidatur bei der Europawahl im Mai. Völlig aufgeben wollte Alvaro die Politik aber nicht. Im Oktober erklärte er: "Ich werde ab 2014 meiner Partei selbstverständlich weiterhin zur Verfügung stehen."