Verschleppung zweier Ingenieure:Schicksal der Entführten im Irak bleibt unklar

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Die Entführer der zwei deutschen Ingenieure, die am Dienstag im Irak verschleppt wurden, haben sich bisher offenbar nicht gemeldet. Nach Angaben der Bundesregierung gibt es bislang weder einen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Entführten noch ein Lebenszeichen.

Annette Ramelsberger

Obwohl in Berlin der Krisenstab bereits dreimal tagte, hat er keine wirklich neuen Erkenntnisse. "Der Hintergrund der Entführungen ist völlig offen", sagte Regierungssprecher Thomas Steg am Mittwoch. Auch er warnte wie tags zuvor der Bundesnachrichtendienst vor der "Entführungsindustrie" im Irak, deren organisierte Banden unterschiedliche Ziele verfolgten. So ist unklar, ob im Fall der zwei Ingenieure nur Lösegeld erpresst werden soll oder islamistische Terroristen im Hintergrund stehen. "Wir setzen unsere intensiven Bemühungen fort, das Schicksal der beiden Deutschen zu klären", sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).

Gleichzeitig wurde Kritik an der sächsischen Firma laut, in deren Auftrag die Ingenieure im Irak tätig waren. "Es liegt eine hohe Verantwortung bei denen, die diese zwei Techniker da hingeschickt haben und sie ohne Schutz dort haben arbeiten lassen", sagte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), dem MDR.

Das Auswärtige Amt habe immer wieder sehr ernste Reisewarnungen gegeben und alle Deutschen aufgerufen, den Irak zu verlassen. Die beiden Ingenieure waren am Dienstagmorgen auf dem Weg zur Arbeit verschleppt worden. Sie hatten zwar einen arabischen Begleiter dabei, der aber war unbewaffnet. Einer der beiden Entführten hat ein drei Jahre altes Kind.

"Die Sache scheint sehr ernst zu sein"

Das Auswärtige Amt bemühe sich, den Familien der beiden Ingenieure jede mögliche Hilfestellung zu geben, erklärte ein Ministeriumssprecher. "Die Sache scheint sehr ernst zu sein", sagte der außenpolitische Sprecher der FDP, Werner Hoyer, nach einer Unterrichtung durch das Außenamt. Die Entführung könne sich lange hinziehen.

Steinmeier und andere Politiker von Union und SPD forderten mehr Zurückhaltung bei der Berichterstattung, um Nachahmungstaten zu vermeiden. Steinmeier hatte tags zuvor angedeutet, die Medienberichte vom Wochenende stünden in Zusammenhang mit der neuen Entführung. Der Deutsche Journalisten-Verband erklärte, der Minister suche anscheinend einen Sündenbock. Die Medien seien nur ihrer Pflicht zur Berichterstattung nachgekommen.

Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger, erklärte, bei den Bemühungen um die Freilassung der beiden Deutschen habe "der Schutz ihres Lebens und ihre körperliche Unversehrtheit absolute Priorität". Gleichzeitig relativierte Jäger den Vorwurf von Steinmeier, die Medienberichte über Lösegeldzahlungen an die Entführer von Susanne Osthoff hätten zu der neuen Verschleppung beigetragen.Der Minister habe sich dazu nur "ganz abstrakt" geäußert, sagte Jäger. Die Medien hätten sich bis zur Freilassung der Opfer in den bisherigen Entführungsfällen verantwortungsvoll verhalten, danach nicht mehr.

© SZ vom 26.01.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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