Verhandlungen:Wertschätzung als Tarif-Ziel

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Die Gewerkschaften fordern sechs Prozent mehr Geld für die Beschäftigten der Länder. Besonders für die Krankenpfleger wollen sie sich einsetzen.

Von Detlef Esslinger, München

Die eine Million Arbeitnehmer der Länder sollen im nächsten Jahr sechs Prozent mehr Geld bekommen, mindestens jedoch ein Plus von 200 Euro. Mit dieser Forderung ziehen die Gewerkschaften Verdi und Beamtenbund in die Tarifrunde, die am 21. Januar beginnt. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate sein. Verdi-Chef Frank Bsirske führte am Donnerstag in Berlin zur Begründung den Umstand an, dass "in den kommenden Jahren" knapp ein Drittel der Beschäftigten bei den Ländern in Rente gingen. "Ohne attraktive Löhne und Arbeitsbedingungen kriegen die Länder ein Problem", sagte Bsirske.

Die Forderung ist weitgehend identisch mit jener, die die Gewerkschaften vor einem Jahr für die Arbeitnehmer von Bund und Kommunen stellten. Sie ließen sich schließlich auf einen Abschluss mit einer Laufzeit von 30 Monaten ein, dafür gab es jedoch ein Plus von durchschnittlich 7,5 Prozent. Je nach Qualifikation und Alter lag die Erhöhung über oder unter diesem Wert. Es war das erste Mal, dass die Gewerkschaften und der Staat sich auf einen solch langen Tarifvertrag einigten; davor waren jeweils 24 Monate die Regel.

In einem Punkt jedoch unterscheidet sich die Forderung der Gewerkschaften bei den Ländern von jener bei Bund und Kommunen: Sie wollen nun besonders für die Krankenpfleger etwas tun. Deren Gehälter sollen zunächst alle um 300 Euro angehoben werden - zusätzlich sollen sie dann von der auszuhandelnden Tariferhöhung profitieren. Bei den Krankenhäusern, die unter den Tarifvertrag der Länder fallen, handelt es sich vor allem um die Universitätskliniken. Der stellvertretende Vorsitzende des Beamtenbunds, Volker Geyer, sagte, bei der Pfleger-Eingruppierung mit 300 Euro mehr gehe es "ganz zentral um Wertschätzung. Die Betroffenen schauen ganz genau hin, was die Arbeitgeber hier anbieten". Der Verhandlungsführer der Länder, Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD), nannte die Vorstellungen der Gewerkschaften "völlig überzogen". Durch die Forderung zur Eingruppierung würden sie "zusätzlich erschwert". Bis 1. März sind drei Verhandlungsrunden angesetzt.

© SZ vom 21.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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