Vereinigte Staaten:US-Forscher beknieen Trump

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Hochrangige Wissenschaftler bitten den künftigen US-Präsidenten in einem Schreiben, am Atom-Deal mit Iran festhalten.

Von Kathrin Zinkant , Berlin

Eine Gruppe hochrangiger US-Wissenschaftler hat den designierten amerikanischen Präsidenten Donald Trump in einem offenen Brief dazu aufgefordert, am Atom-Abkommen mit Iran festzuhalten. Der Deal mit Teheran habe das Risiko einer iranischen Atombombe "dramatisch gesenkt" - und damit auch den Druck von den Nachbarstaaten im Nahen Osten genommen, mit eigenen Atomprogrammen auf die Bestrebungen Teherans zu reagieren, heißt es in dem Schreiben. Das Abkommen hat sich nach Ansicht der Forscher damit als Bollwerk gegen die iranische Bombe etabliert. "Wir bitten Sie dringend, diesen entscheidenden strategischen Gewinn zu erhalten", fordern die Unterzeichner Trump vor dessen Amtsübernahme auf.

Trump hatte im Wahlkampf mehrmals angekündigt, den nach seiner Ansicht "schlechtesten Deal, der je ausgehandelt wurde", wieder rückgängig zu machen. Schon früher hatte er einen "nuklearen Holocaust" prophezeit, sollte der Vertrag zustande kommen. Das Abkommen mit Teheran war im Juni 2015 von den UN-Vetomächten USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschland getroffen worden. Es sichert Iran Sanktionsfreiheit und Zugang zu ausländischen Konten zu, sofern das Land sein Atomprogramm beschränkt und Kontrolleuren der Internationalen Atomaufsichtsbehörde IAEA Zugang zu den kritischen Anlagen gewährt, also zu den Zentrifugen, Forschungseinrichtungen, Lagerhallen und Uranminen.

Weder von Iran noch Nordkorea gehe Gefahr aus, twittert Trump

Ausgerechnet nach der Wahl Trumps wurde jedoch publik, dass Iran gegen eine der Auflagen verstoßen hat. Anstelle der gestatteten 130 Tonnen Schweren Wassers verfügt Iran demnach über 130,1 Tonnen. Zwar sind sich Fachkreise einig, dass dies kein Zeichen für den Bau einer Bombe ist. Dennoch ist die Angst offenbar auch unter Experten gewachsen, Trump werde den Deal mit Iran tatsächlich aufkündigen. Zu den 37 Unterzeichnern des aktuellen Briefes gehört auch Richard Garwin, einer der letzten noch lebenden Forscher, die Anfang der Fünfzigerjahre zur Entwicklung der ersten Wasserstoffbombe beigetragen hatten. Außerdem haben sich mehrere Nobelpreisträger an dem Schreiben beteiligt.

Ob dieses Aufgebot Eindruck schinden wird, ist allerdings zweifelhaft. Trump glaubt nämlich nicht, dass Staaten wie Iran oder Nordkorea eine nukleare Gefahr für die USA darstellen. Am Montagabend hatte Trump einen entsprechenden Tweet abgesetzt, nachdem Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in seiner Neujahrsansprache die Fertigstellung einer Interkontinentalrakete angekündigt hatte.

© SZ vom 04.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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