Vatikan:Neuer Glaubenspräfekt

Der argentinische Erzbischof Víctor Manuel Fernández wird im Vatikan neuer Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre. Bei einer der wichtigsten Kurienbehörden der katholischen Kirche - früher als Glaubenskongregation bekannt - übernimmt der 60-Jährige die Leitung von dem spanischen Kardinal Luis Francisco Ladaria Ferrer. Es gab zuvor Spekulationen, Papst Franziskus ziehe auch den Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer als Kandidaten in Erwägung. Der 86 Jahre alte Pontifex entschied sich aber für seinen Landsmann und Vertrauten, der zuletzt Erzbischof von La Plata war und Erfahrung an der Kurie hat. Er wird zugleich Präsident der Päpstlichen Bibelkommission und der Internationalen Theologenkommission, zweier wichtiger Beratungsgremien. Fernandez schrieb oder entwarf in der Vergangenheit als Ghostwriter viele Reden und Texte von Franziskus, darunter Enzykliken. Die US-Organisation BishopAccountability.org warf Fernández Fehlverhalten vor bei der Aufarbeitung von Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauchs gegen einen Priester seiner Diözese La Plata. In Argentinien schrieb die linksradikale Zeitung La Izquierda Diario, es gebe in der Amtszeit von Fernandez als Erzbischof mindestens elf Fälle von sexuellem Missbrauch durch Priester, die er "in unterschiedlicher Form vertuscht" habe. Dass es ihm schwerfällt, beim Thema Missbrauch Leitungsverantwortung zu übernehmen, räumte Fernandez selbst ein. In einem am Samstag veröffentlichten Brief an die Gläubigen im Erzbistum La Plata schilderte er ungewöhnlich freimütig, wie es der Papst schaffte, ihn trotz schwerwiegender Bedenken für das neue Amt zu gewinnen.

© SZ vom 04.07.2023 / KNA, sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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