Vatikan:Kirche bannt Todesstrafe

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Der Papst erklärt die Todesstrafe für unvereinbar mit dem Glauben. Das Verständnis, wozu Strafen sinnvoll seien, habe sich gewandelt.

Von Matthias Drobinski, München

Papst Franziskus hat die Todesstrafe für unvereinbar mit dem Glauben erklärt und entsprechend den Katechismus der katholischen Kirche geändert. Die Kirche lehre, dass "die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt", heißt es dort nun. Es gebe "ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass die Würde der Person auch dann nicht verloren geht, wenn jemand schwerste Verbrechen begangen hat". Das Verständnis habe sich gewandelt, wozu Strafen sinnvoll seien; auch ermöglichten inzwischen neue Haftsysteme die Besserung des Täters und den Schutz der Bürger. Man setze sich "mit Entschiedenheit" für die Abschaffung der Todesstrafe "in der ganzen Welt ein".

Franziskus hatte wiederholt kritisiert, dass Hinrichtungen grausam, unmenschlich und erniedrigend und deshalb nie zu rechtfertigen seien. Zudem seien Justizirrtümer nie auszuschließen. Vergangenen Herbst hatte er eine entsprechende Überarbeitung des Katechismus angekündigt, der die Lehre der katholischen Kirche zusammenfasst. Bislang hatte der 1992 von Papst Johannes Paul II. veröffentlichte und 2003 überarbeitete Katechismus die Todesstrafe in "schwerwiegendsten Fällen" nicht ausgeschlossen, wenn sie die letzte Möglichkeit sei, menschliches Leben gegen einen ungerechten Angreifer zu verteidigen. Allerdings hatte schon Johannes Paul II. in seinem Lehrschreiben Evangelium Vitae (1995) die "immer weiter verbreitete Abneigung der öffentlichen Meinung gegen die Todesstrafe" als Hoffnungszeichen für eine neue Kultur des Lebens bezeichnet. Auch sein Nachfolger, Papst Benedikt XVI., forderte 2011 die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft auf, "alles im Bereich des Möglichen zu tun, um die Abschaffung der Todesstrafe zu erlangen".

Deshalb sei das jetzige klare Nein zu Hinrichtungen keine neue Lehre, sondern "eine authentische Entwicklung" der bisherigen Auffassung, wie Kardinal Luis Ladaria in einem Brief an alle Bischöfe schreibt. Im "respektvollen Dialog mit den politischen Autoritäten" wolle man dazu beitragen, die Todesstrafe abzuschaffen, wo sie noch in Kraft ist. Dies dürfte vor allem in den Vereinigten Staaten nicht einfach sein, wo auch zahlreiche Katholiken die Todesstrafe befürworten. Matthias Drobinski

© SZ vom 03.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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