USA:Zwielichtige Beziehungen

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Ob Trump von Absprachen wusste, ist nicht bekannt. (Foto: Brendan Smialowski/AFP)

Donald Trumps früherer Wahlkampfmanager Paul Manafort rückt immer stärker in den Mittelpunkt der Russland-Affäre.

Von Sacha Batthyany, Washington

Die Russland-Affäre um mögliche Absprachen zwischen Donald Trumps Wahlkampftruppe und dem Kreml ist diesen Sommer ein wenig in den Hintergrund geraten. Es gab andere Themen, die das Licht der Aufmerksamkeit schluckten: der Aufmarsch der Nazis in Charlottesville, Nordkorea, Trumps Personalkarussell im Weißen Haus. Robert Mueller, dem Sonderermittler in der Russland-Affäre, wird das ganz recht gewesen sein - dem Vernehmen nach ist er ein Mann, der gerne im Schatten agiert. Mueller sei ein unbequemer Ermittler, der eigenhändig jeden Stein umdreht, schrieb das Wall Street Journal, der nicht mehr loslasse, wenn er sich festgebissen habe. Nun wird langsam klar, auf welche Steine sich Mueller in jüngster Zeit konzentrierte.

Der ehemalige Wahlkampfmanager des US-Präsidenten, Paul Manafort, ist in den Mittelpunkt der Ermittlungen gerückt. Bekannt wurde, dass der Lobbyist und Politikberater in zwei Phasen von der Bundespolizei abgehört wurde. Für solche Lauschangriffe benötigt man in den USA die Zustimmung eines Geheimgerichts - und gute Gründe, die offenbar vorlagen. Zudem habe in seiner Wohnung eine Razzia stattgefunden, berichtete der Nachrichtensender CNN. Die Dokumente, die man über Manafort gesammelt habe, belegten, dass er die Russen ermutigt habe, Donald Trumps Kampagne zu unterstützen, berichtet CNN vage. Stimmt diese Aussage, dann wäre der Lobbyist so etwas wie der Verbindungsmann zwischen Trumps Wahlkampfteam und dem Kreml gewesen, wobei nicht automatisch gesagt ist, dass der heutige Präsident davon wusste. "Die neuen Erkenntnisse könnten sich verheerend auf Trump auswirken", resümiert das Wochenblatt The New Yorker.

Bekannt wurde außerdem, dass Manafort in Verbindung zu einem russischen Oligarchen stand, mit dem er früher zusammengearbeitet hatte. Zwei Wochen bevor Trump zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten nominiert wurde, soll Manafort Informationen über das Rennen ums Weiße Haus angeboten haben. Adressat war Oleg Deripaska, gemäß Medien zweitreichster Mann Russlands mit engen Verbindungen zu Wladimir Putin.

Es gibt auch die Theorie, Manafort habe Deripaska Geld geschuldet und versucht, seine Beziehung zum Präsidentschaftskandidaten zu monetarisieren. Das klingt nach Spionage-Thriller, aber Manaforts ganzes Leben klingt so, wobei er offenbar meist auf der Seite der Schurken stand, oder zumindest auf jener, die ihm am meisten Geld bot.

"Trump hat sich gerade seinen nächsten Skandal eingebrockt", schrieb Bloomberg 2016, als bekannt wurde, dass Manafort für Trump arbeiten würde. In der Tat ist unverständlich, dass ein Präsidentschaftskandidat einen Mann mit Manaforts Vergangenheit überhaupt in Betracht zieht, es sei denn, Trump wollte vom Beziehungsnetz des eher zwielichtigen Lobbyisten profitieren. Eigentlich sollte Manafort für jeden, der ein öffentliches Amt anstrebt, ein rotes Tuch sein. Der aus Connecticut stammende Lobbyist war nicht nur als Berater für Diktatoren wie Ferdinand Marcos aus den Philippinen tätig, er war auch Viktor Janukowitschs Spin-Doktor in der Ukraine.

Dass ein Mann wie Manafort, der mit pro-russischen Kreisen Geschäfte machte, Jahre später ausgerechnet Wahlkampfmanager von Trump wurde, nährt Spekulationen über Absprachen zwischen Trumps Team und Russland. Man kann sie als Verschwörungstheorien abtun, wie es Medien wie Fox-News und Breitbart tun. Aber es gibt viele dieser Verbindungen, die am Ende nach Moskau führen. Dem unbequemen Sonderermittler Mueller geht die Arbeit jedenfalls nicht aus. Er verlangte diese Woche neue Aufzeichnungen und E-Mails vom Weißen Haus, darunter Dokumente, die die Entlassung von FBI-Direktor James Comey betreffen.

Derweil gab das Online-Netzwerk Facebook bekannt, es habe im Zuge von Untersuchungen zum möglichen Einfluss Russlands auf die US-Wahlen etwa 470 Profile identifiziert, die zwischen Juni 2015 und Mai 2017 etwa 3000 Werbeanzeigen im Wert von rund 100 000 Dollar geschaltet hätten. "Diese Accounts waren miteinander vernetzt und wurden von Russland aus betrieben", sagte Facebooks Sicherheitschef Alex Stamos. Ausländische Einmischung in den Wahlkampf ist in den USA verboten. Umstritten allerdings ist, wie effektiv eine solche Strategie ist.

Facebook hat reagiert und verkündete, mit dem US-Kongress zusammenzuarbeiten. Niemand dürfe "unsere Werkzeuge" benutzen, um die Demokratie auszuhebeln, erklärte CEO Mark Zuckerberg, der bei politischer Werbung von nun an klarer ausweisen wolle, wer dafür bezahlt habe. Reichlich spät, aber immerhin, scheint sich unter CEOs in Silicon Valley die Erkenntnis durchzusetzen, dass sie mehr Verantwortung für den Ausgang politischer Ereignisse haben, als sie bisher wahrhaben wollten.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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