USA und UN:Nachricht vom Schulhofschläger

Trump sucht Verbündete und droht.

Von Hubert Wetzel

Wie nennt man das: Person A fordert Person B dazu auf, etwas, das Person B tun will, lieber bleiben zu lassen. Andernfalls, so Person A, müsse Person B mit bösen Konsequenzen rechnen. Ist das nur ein Ratschlag? Eine Warnung? Eine Drohung? Oder ist es Nötigung, wenn nicht gar Erpressung?

Für Donald Trump ist es offenbar Diplomatie. Jedenfalls hatten der US-Präsident und seine UN-Botschafterin Nikki Haley die Staaten der Welt darüber informiert, dass sie sich vorsehen sollten. Wer für die UN-Resolution stimme, in der die Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt durch Präsident Trump verurteilt wird, müsse sich auf Strafen gefasst machen. Die Vereinigten Staaten nähmen das Votum "persönlich", so Haley. Trump ergänzte, er werde allen Ländern die Finanzhilfen streichen, die seine Entscheidung nicht billigen.

Das war ebenso plump wie nutzlos. Anstatt Verbündete für eine umstrittene Entscheidung zu suchen - vielleicht durch mehr Finanzhilfe -, standen die USA da wie ein großer Schulhofschläger, der den Erstklässlern die Faust unter die Nase hält. Und es hatte die gegenteilige Wirkung, denn die UN sind eben kein Schulhof: 128 Staaten stimmten für die Resolution, 35 enthielten sich, nur acht Länder standen auf der Seite Amerikas. Deutlicher kann die Welt Trump kaum sagen, was sie von ihm und seiner Politik hält. Und dass ihr sein Gepolter egal ist.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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