USA und Russland:Sanfte Strafe

Washington reagiert moderat im Botschaftsstreit. Es will ihn nicht anheizen. Doch das wird Moskau nicht mäßigen.

Von Hubert Wetzel

Russland muss auf Anweisung der US-Regierung sein Konsulat in San Francisco schließen, das älteste und eines der größten in den Vereinigten Staaten. Das ist unpraktisch für russische Touristen, die in Kalifornien Ärger haben. Sie müssen künftig nach Seattle oder Houston fahren, um diplomatische Hilfe zu erlangen. Und es ist unpraktisch für den russischen Geheimdienst, der seine Spionage im Silicon Valley von San Francisco aus steuerte.

Offiziell ist die erzwungene Konsulatsschließung eine Vergeltungsmaßnahme. Der Kreml hatte die USA angewiesen, sein Botschaftspersonal in Russland um 755 Personen zu reduzieren - eine spektakuläre Reaktion darauf, dass der Kongress neue Sanktionen wegen Moskaus Aggression in der Ukraine und der Einmischung in die amerikanische Wahl verhängt hatte. Nun reagierte Washington auf diese Reaktion, wie es in der Diplomatie üblich ist.

Tatsächlich aber ist die amerikanische Antwort eher ein Friedensangebot. Sie ist exakt abgewogen und so dosiert, dass sie gerade das nötige Minimum an Strafe erfüllt, ohne Moskau weiter zu provozieren. Die Botschaft ist: Washington will den Streit mit Russland nicht anheizen. Das kann man begrüßen. Zweifelhaft ist hingegen, dass diese Zurückhaltung Russlands Politik beeinflusst. Die Kampagne des Kreml zur Destabilisierung der USA und Westeuropas läuft weiter. Sie wird von Moskau aus befehligt, nicht von San Francisco.

© SZ vom 02.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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