USA:Twittersturm im Hurrikan

Lesezeit: 2 min

Donald Trump reist nach Texas - die Überschwemmung in Houston ist die erste nicht hausgemachte Krise, die er als US-Präsident bewältigen muss.

Von Sacha Batthyany, Washington

Und der Regen hört nicht auf: Der Hurrican Harvey bringt weiter Wassermassen über Texas und die Bewohner seiner größten Stadt Houston. (Foto: Jonathan Bachman/Reuters)

US-Präsident Donald Trump ist am Dienstag gemeinsam mit First Lady Melania in das Katastrophengebiet nach Texas geflogen. Anhaltende Regenfälle haben vor allem die Region um die texanische Millionenmetropole Houston überschwemmt. Es ist von neun Todesopfern die Rede, 30 000 Menschen sind bereits obdachlos, Hunderttausende ohne Strom. Experten sprechen von Schäden in Milliardenhöhe.

Nach einem Dammbruch forderten die Behörden die betroffenen Anwohner zur sofortigen Evakuierung auf. "Sofort raus jetzt!!", schrieb die Verwaltung des Kreises Brazoria am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Der Damm an den Columbia-Seen südlich von Houston habe unter dem Druck der Wassermassen nachgegeben.

Im Kongresszentrum von Houston suchten so viele Menschen vor dem Hochwasser Zuflucht, dass die Pritschen nicht ausreichten. Manche schliefen deshalb auf Stühlen oder direkt auf dem Fußboden.

Polizisten bewachten die Eingänge. Mehr als 17 000 Menschen haben in den Notunterkünften in Texas Zuflucht gesucht.

"Die Flut wird uns noch über Jahre beschäftigen und das Gesicht dieser Stadt verändern", sagte der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, über die Situation in Houston, die sich gemäß Wettervorhersage sogar noch verschlechtern könnte. Derzeit bewege sich der Sturm Harvey nur sehr langsam vom Fleck, teilte das Nationale Hurrikanzentrum mit. Er treibe Richtung Osten, werde aber voraussichtlich Ende der Woche zurückkehren und noch mehr Regen bringen - Houston stehe das Schlimmste womöglich noch bevor. "Ich weiß nicht, wie wir noch mehr Wassermassen bewältigen können", sagte Gouverneur Abbott in einem Interview bei CNN.

Trump zeigt sich "tief besorgt" und verpasst keine Gelegenheit, das auch zu kommunizieren

Für Donald Trump ist es der erste Kriseneinsatz seiner Präsidentschaft. Bei seinem Besuch in Texas nannte Trump die Ausmaße des Sturms "historisch". "Es ist episch, aber ich sag's euch: Es ist in Texas passiert - und Texas kommt mit allem klar", sagte er am Dienstag in der vom Hurrikan verwüsteten Stadt Corpus Christi. Seit Tagen zeigt Trump sich "tief besorgt" über die Lage und verpasste keine Gelegenheit, dies auch zu kommunizieren. Trump hat seine Twitterfrequenz noch einmal erhöht, dankt den Einsatzleitern vor Ort, spricht den Bürgern Mut zu. "Ich gehe davon aus, dass die Bekämpfung der Fluten teuer wird", sagte Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Er sei in dieser Frage in Kontakt mit dem Kongress. "Wir müssen sehen, was wir für die Menschen in Texas tun können", sagte Trump. Dies gelte auch für die Bewohner von Louisiana, wo Trump ebenfalls den Ausnahmezustand ausgerufen hat. Der Kongress kommt nächste Woche aus den Sommerferien zurück. Finanzhilfen für die Überschwemmungsopfer würden die Budgetlage verschärfen. Trump, der Fernseh-Präsident, weiß natürlich um die Wirkung einer Reise ins Katastrophengebiet. George W. Bush hatte sich mit seinem ungeschickten Verhalten während des Sturms Katrina 2005 ins politische Abseits manövriert. Nicht ganz zufällig also reiste Trump gemeinsam mit Gattin Melania ins Überschwemmungsgebiet. Die First Lady erntete, als sie das Flugzeug ins Krisengebiet betrat, wegen hoher Absätze Spott in sozialen Medien. Trump sah sich politischer Kritik ausgesetzt. Der Klimawandel, den der Präsident schon als "Gerücht" bezeichnete, sei der Grund für die vielen Überschwemmungen, schrieb das Nachrichtenportal Politico. Es habe Hurrikane an den Küsten und verheerende Dürren im Landesinneren schon vor Jahren gegeben, als noch niemand von Klimawandel gesprochen habe, "aber nicht in dieser Häufung und diesem Ausmaß". Es sei ein Hohn, dass der Präsident sich zwar um die Bewohner Houstons sorge, gleichzeitig aber aus dem Pariser Klimavertrag aussteige und Gelder für den Klimaschutz streiche.

© SZ vom 30.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: