USA:Türkei dementiert Entführungspläne

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Michael Flynn, 58, ehemaliger US-General, war bis Mitte Februar Sicherheitsberater unter Donald Trump. Ihm waren Kontakte zu russischen Politikern vorgeworfen worden. Nun werden seine Verbindungen zur Türkei untersucht. (Foto: Carolyn Kaster/dpa)

Donald Trumps früherer Sicherheitsberater Michael Flynn steht wegen korrupter Absprachen mit der türkischen Regierung im Verdacht. Dabei sei es um die Auslieferung des Predigers Gülen gegangen.

Der US-Sonderermittler Robert Mueller geht offenbar dem Verdacht korrupter Absprachen zwischen der Türkei und dem früheren Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn nach. Ranghohe türkische Regierungsvertreter sollen dem damaligen Mitarbeiter von Donald Trump bis zu 15 Millionen Dollar (12,9 Millionen Euro) zugesagt haben, wenn er die Übergabe des Predigers Fethullah Gülen an die Türkei herbeiführe, berichteten das Wall Street Journal und der Sender NBC am Freitag. Ankara betrachtet Gülen als Staatsfeind. Sowohl die türkische Regierung als auch Flynns Anwalt dementierten die Berichte. Die türkische Botschaft in Washington stufte sie am Samstag als "falsch, lächerlich und unbegründet" ein. Man fordere stattdessen, dass die USA Gülen an die Türkei ausliefern, damit ihm der Prozess gemacht werden könne. Flynns Anwalt Robert Kelner sagte, normalerweise kommentiere er keine Medienberichte. "Aber in den heutigen Nachrichten wurden Anschuldigungen gegen General Flynn erhoben - von Entführung bis Bestechung -, die dermaßen empörend und vorverurteilend sind, dass wir hier eine Ausnahme machen: Sie sind falsch."

Mueller untersucht laut den Berichten ein Treffen Flynns mit Vertretern der Türkei im Dezember 2016 in New York. Dabei sei unter anderem die Frage zur Sprache gekommen, ob der regierungskritische türkische Prediger Gülen heimlich in einem Privatjet aus seinem Exil in den USA auf die türkische Gefängnisinsel Imrali ausgeflogen werden könnte, berichteten NBC und Wall Street Journal. Die türkische Seite hätten herausfinden wollen, ob Flynn nach seinem Amtsantritt im Weißen Haus dabei behilflich sein könnte.

Zum Zeitpunkt dieses Treffens hatte Trump bereits die Präsidentschaftswahl gewonnen, das Amt aber noch nicht angetreten. Flynn war designierter Nationaler Sicherheitsberater, das Amt trat er schließlich im Januar nach Trumps Vereidigung an. Wenige Wochen später hatte Trump ihn gefeuert, weil er über Gespräche mit dem seinerzeitigen Moskauer Botschafter in Washington gelogen hatte.

Die beiden Medien berufen sich in ihren Berichten auf mehrere Quellen mit Kenntnissen über den internen Stand von Muellers Ermittlungen. Sie weisen darauf hin, dass es unklar sei, wie detailliert Flynns Beratungen mit den Türken waren und ob tatsächlich bereits Geld geflossen sei. Sonderermittler Mueller soll in erster Linie russische Manipulationen im US-Wahlkampf untersuchen. Allerdings hat er seine Ermittlungen inzwischen auch auf andere Fälle möglichen Fehlverhaltens von früheren Trump-Mitarbeitern ausgedehnt.

Gülen verfügt in der Türkei über eine große Anhängerschaft. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hält ihn für einen der Drahtzieher des gescheiterten Putschversuchs gegen ihn im Juli 2016. Seitdem gehen die türkischen Behörden mit großer Härte gegen vermeintliche Gülen-Anhänger vor. Gülen lebt im Exil im US-Bundesstaat Pennsylvania.

© SZ vom 13.11.2017 / afp, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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