Die US-Demokratin Hillary Clinton steht kurz davor, Geschichte zu schreiben. Bereits vor Öffnung der Wahllokale am letzten großen Vorwahltag im Präsidentschaftsrennen 2016 hatte sie nach Zählungen von Medien genügend Delegiertenstimmen für ihre Nominierung als Spitzenkandidatin gesammelt. Bisher hat in den USA noch nie eine Frau eine der großen Parteien in die Präsidentenwahl geführt. Die offizielle Kandidatenkür findet auf einem Parteitag Ende Juli statt.
Es wurde erwartet, dass Clinton ihr Stimmenpolster bei den Vorwahlen in sechs Bundesstaaten am Dienstag noch deutlich vergrößern kann. Allerdings rechnete sich auch ihr Rivale Bernie Sanders Gewinne aus. Er hat sich bisher geweigert aufzugeben, will aber nach eigenen Angaben nach dem Wahl-Dienstag über sein weiteres Vorgehen nachdenken.
Angesichts der noch offenen Vorwahlen und Sanders' Hartnäckigkeit gab sich Clinton nach dem Erreichen der magischen Zahl zunächst zurückhaltend und bescheiden. "Berichten zufolge stehen wir an der Schwelle eines historischen, eines wirklich historischen, noch nie da gewesenen Augenblicks", sagte die frühere Außenministerin am Montagabend (Ortszeit) vor Anhängern in Kalifornien, dem wichtigsten Vorwahl-Staat vom Dienstag. "Aber wir haben noch Arbeit vor uns, nicht wahr? Wir haben morgen sechs Wahlen, und wir werden hart um jede einzelne Stimme kämpfen, besonders hier in Kalifornien." Bei den Republikanern ging Multimilliardär Donald Trump unangefochten in eine letzte Runde mit Abstimmungen in fünf US-Staaten. Er hat anders als Clinton keinen innerparteilichen Mitbewerber mehr.
Vor Öffnung der Wahllokale am Dienstag hatte Clinton nach Angaben verschiedener US-Medien 2384 Delegiertenstimmen für den Parteitag im Juli zusammen. Das war eine mehr als benötigt. Die Berechnungen beruhen zumeist auf Zählungen der Nachrichtenagentur AP, die Clintons Erreichen der entscheidenden Zahl am Montagabend auch zuerst meldete. Bei den Zählungen sind die "Superdelegierten" einbezogen. Das sind stimmberechtigte derzeitige oder ehemalige Parteimitglieder, die nicht an die Vorwahlergebnisse gebunden sind. Sie haben ihre Meinung auf Medienanfragen hin kundgetan und können diese jederzeit noch ändern.