USA:Sperriger und mutiger

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"Retter der Konservativen": Der republikanische Senator Rand Paul bei einem Auftritt in Washington. (Foto: Drew Angerer/dpa)

Die Kandidatur von Rand Paul sorgt für Aufsehen. Er ist ein etwas anderer Republikaner.

Von Matthias Kolb, Louisville

Diese Ankündigung war alles andere als eine Überraschung. Dass Rand Paul, der republikanische Senator aus Kentucky, sich darauf vorbereitet hatte, 2016 als Präsidentschaftskandidat anzutreten, war kaum einem Beobachter der US-Politik verborgen geblieben. Nun hat der 52-Jährige auf seiner Internetseite bekanntgegeben, dass er Barack Obama beerben wolle. Nach dem Texaner Ted Cruz ist Paul der zweite offizielle Bewerber der Republikaner, doch seine Ankündigung löste unter Politikern, Analysten und Journalisten noch mehr Aufsehen aus. Denn Paul ist anders als andere Kandidaten: Er ist sperriger, verquerer, mutiger.

Bereits im Herbst wurde er von diversen Kolumnisten zum "Retter der Konservativen" erklärt und vom Time Magazine "zum interessantesten Mann in der US-Politik" gekürt. Der Hoffnungsträger der libertären Amerikaner, die sich so wenig staatlichen Einfluss wie möglich wünschen, ist nun im Mainstream angekommen. Randal Howard Paul wurde in Philadelphia geboren und wuchs in Texas auf. Dort studierte er Biologie am christlichen Baylor-College, bevor er zum Medizin-Studium an die renommierte Duke-University wechselte und sich später als Augenarzt in Kentucky niederließ. 2010 wurde er mit Unterstützung der Tea Party und gegen den Widerstand von Mitch McConnell, dem anderen Senator aus Kentucky, in den Senat gewählt.

In Washington zog Rand Paul schnell Aufmerksamkeit auf sich, etwa durch seine 13-stündige Dauerrede gegen Obamas Drohnenpolitik. Er redet gerne Klartext. Zwei Tage vor dem Sieg der Republikaner bei der Kongresswahl im November 2014 sagte Paul in Detroit: "Unser Markenimage ist beschissen." Seine Meinung: Wenn die Republikaner 2016 Erfolg haben wollten, dann dürften sie nicht länger als rückwärtsgewandte, intolerante Partei wahrgenommen werden, die sich für reiche Weiße einsetze. Dies wissen zwar viele Funktionäre, aber nur wenige sprechen es aus.

 Paul wirbt um Gruppen, die die Republikaner vernachlässigen. Konsequenterweise trifft er sich regelmäßig mit Schwarzen, von denen sonst 90 Prozent die Demokraten wählen. Er verspricht, sich für eine Reform der Justiz und kürzere Haftstrafen einzusetzen. Dem New Yorker sagte er: "Der Krieg gegen die Drogen hat verheerende Wirkung auf die schwarze Community gehabt." Er will sich für alle Amerikaner einsetzen, egal "ob sie Ohrringe tragen oder nicht, ob sie tätowiert sind oder nicht, einen Pferdeschwanz tragen oder nicht".

 Er hat einen berühmten Vater. Ron Paul bewarb sich 2008 und 2012 für das höchste Amt; 1980 trat er für eine Splitterpartei an. Er wurde von einem Heer motivierter Anhänger unterstützt. Diese Libertären sind bestens organisiert, sie werden dafür sorgen, dass auch der Sohn lange im Rennen bleibt und genug Spenden bekommt.

 Rand Paul kritisiert die Datensammelwut der NSA, die auch Amerikaner abhört und verdammte nach den Protesten in Ferguson die Militarisierung der Polizei. Der Senator aus Kentucky möchte illegalen Einwanderern die Chance geben, zu arbeiten und Staatsbürger zu werden. Dass er libertäre Ideen vertritt sowie den Abbau der Staatsschulden und eine strengere Kontrolle der Zentralbank fordert, macht ihn für junge Wähler interessant, die von Obama enttäuscht sind. Eine Studie der Harvard-Universität ergab im Oktober, dass Amerikaner unter 30 offen sind für Ideen der Republikaner. "Rand Paul hat in dieser Gruppe enormes Potenzial", bilanziert Studienautor John Della Volpe.

 Geht es nach Rand Paul, dann soll sich Amerika nur noch im Ernstfall militärisch engagieren. Auslandseinsätze schließt er nicht komplett aus, aber sie sollten viel seltener angeordnet werden als bisher und erst, nachdem der Kongress zugestimmt hat. Seine Ideen, die er im Oktober in einer Rede präsentierte, sind eine Kampfansage ans konservative Establishment - allerdings sind sie oft widersprüchlich. Aber der jugendlich wirkende Senator wird dafür sorgen, dass die Debatte unter den Republikanern eine größere Bandbreite an Themen und auch mehr intellektuelle Tiefe haben wird als 2012.

© SZ vom 08.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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