USA:Erinnerungen an Hillary

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Ivanka Trump, Tochter und Beraterin des Präsidenten, hat dienstliche E-Mails über eine privates Konto verschickt.

Von Alan Cassidy, Washington

Es gibt kaum ein Thema, das Donald Trump während seines Präsidentschaftswahlkampfs mehr beschäftigte als die E-Mails, die seine Konkurrentin Hillary Clinton in ihrem früheren Amt als Außenministerin über einen privaten Server verschickt hatte. "Schlimmer als Watergate" sei die Affäre, sagte Trump, er twittert darüber selbst zwei Jahre nach seinem Wahlsieg noch, und auch die "Sperrt sie ein!"-Rufe seiner Anhänger hört man bei Trumps Veranstaltungen noch heute.

Nun hat Trump allerdings eine eigene E-Mail-Affäre am Hals. Laut Washington Post soll Ivanka Trump, Tochter und Beraterin des Präsidenten, im vergangenen Jahr Hunderte offizieller E-Mails über ein privates Konto verschickt haben. Es handle sich um Korrespondenz mit anderen Angestellten des Weißen Hauses, Kabinettsmitgliedern und eigenen Mitarbeitern, die von Gesetzes wegen amtlich archiviert werden muss. Zutage gefördert wurde dies laut der Zeitung durch eine interne Untersuchung des Weißen Hauses. Trump verschickte die E-Mails demnach über eine Domain, die sie gemeinsam mit ihrem Mann Jared Kushner eingerichtet hatte.

Die Präsidententochter räumte über den Sprecher ihres Anwalts ein, "gelegentlich" ein privates E-Mail-Konto verwendet zu haben. Die E-Mails hätten allerdings keine geheimen Informationen enthalten. Meist sei es um logistische Fragen und terminliche Absprachen mit ihrer Familie gegangen. Dass Trump überhaupt ein privates Konto benutzte, begründete der Sprecher ihres Anwalts damit, dass sie vom Weißen Haus erst relativ spät über die Regeln für den Umgang mit dienstlichen E-Mails informiert worden sei.

Dass Trump nicht gewusst haben will, dass die Verwendung eines privaten E-Mail-Kontos nicht erlaubt ist, sorgte in Washington für einigen Spott - auch angesichts der Tatsache, dass Ivanka Trump in der Wahlkampagne ihres Vaters eine wichtige Rolle gespielt hatte. Selbst Verbündete des Weißen Hauses sprachen davon, dass die Angelegenheit für den Präsidenten peinlich sei. Es sei offensichtlich "ein Fehler" passiert, sagte Marc Short, der frühere Beauftragte Trumps für die Beziehungen zum Kongress, dem Nachrichtensender CNN.

Allerdings ist Ivanka Trumps Fall wohl auch nicht direkt mit jenem Clintons vergleichbar. Diese ließ in ihrer Zeit als Außenministerin von 2009 bis 2013 ihre gesamte Korrespondenz über einen privaten E-Mail-Server in ihrem Privathaus im Bundesstaat New York laufen. Als dies 2015 bekannt wurde, verteidigte sich Clinton damit, dass sie zu keinem Zeitpunkt geheimes Material verschickt hatte. Diese Behauptung wurde durch eine spätere Untersuchung des FBI widerlegt. Zudem ließ Clinton rund 30 000 E-Mails löschen mit der Begründung, diese seien rein privater Natur gewesen.

© SZ vom 21.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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