USA:Ein Mord, na und?

Der Fall des saudischen Journalisten Khashoggi lässt Trump kalt.

Von Alan Cassidy

Die Herrscher von Saudi-Arabien tun viel dafür, um sich in Washington in ein gutes Licht zu rücken. Sie investieren in teure PR-Berater, sie spenden an einflussreiche Thinktanks, sie finanzieren üppige Konferenzen. Das Geld könnten sich die Saudis sparen. Ihr bester Lobbyist sitzt im Weißen Haus. Als Donald Trump zuletzt Fragen nach der Verantwortung Saudi-Arabiens für den wahrscheinlichen Mord am Journalisten Jamal Khashoggi beantworten musste, stellte er sich hin und wiederholte eifrig die Dementis aus Riad.

So war das schon beim russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die Einmischung in die US-Wahlen? Wenn Putin sagt, er habe damit nichts zu tun, genügt das. Nordkoreas Terrorregime? Kein Wort darüber von Trump, seit er von Kim Jong-un schmeichelhafte Briefe erhält. Wenn er einen Deal zum persönlichen Vorteil wittert, wird der US-Präsident zum Pressesprecher der Autokraten dieser Welt.

Allerdings folgt Trump einer Tradition der US-Politik, gegenüber Saudi-Arabien nationale Interessen über moralische Grundsätze zu stellen. Washington verzieh Menschenrechtsverstöße genauso wie die Beteiligung saudi-arabischer Bürger an den Anschlägen vom 11. September 2001 oder den Export von islamistischem Extremismus. Ein toter Journalist dürfte daran nichts ändern.

© SZ vom 17.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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