USA:Dunkler Fleck

Trump missbraucht die Migrantenkinder für seine Politik.

Von Stefan Ulrich

Viele lichte Momente ihrer Geschichte gereichen den USA zum Stolz. Etwa bei der Verteidigung von Freiheit und Menschlichkeit in Europa gegen totalitäre Despoten. In besten Zeiten symbolisierte die Nation die Freiheit so strahlend und kraftvoll, wie es die Statue auf Liberty Island vor New York tut. Umso mehr schockiert es, wie skrupellos amerikanische Regierungen bisweilen mit der Freiheit umgehen. Die Haftanstalt Guantanamo wurde zu einem Symbol dafür. Dieses Jahr kam ein weiteres hinzu: die verlorenen Kinder. Die Regierung Trump ließ Tausende zum Teil noch ganz kleine Jungen und Mädchen, die mit ihren Familien über die mexikanische Grenze illegal ins Land kamen, ihren Eltern wegnehmen, um die Eltern dann ins Gefängnis zu stecken und die Kinder oft weit entfernt von ihnen unterzubringen.

Zum Glück ist die US-Justiz gegen diese barbarische Praxis einer Regierung eingeschritten, die sich rühmt, die traditionellen Werte der Familie hochzuhalten. Die Richter setzten eine Frist, um die Familien wieder zusammenzuführen. Diese Frist ist jetzt verstrichen. Doch die Regierung konnte oder wollte das in vielen Fällen nicht tun - mit traumatischen Folgen für Aberhunderte Mädchen und Jungen.

Die "Null-Toleranz-Politik", die Präsident Donald Trump an der Grenze zu Mexiko betreibt, entlarvt sich so als "Null-Menschlichkeits-Politik". Der Missbrauch der Kinder zur Abschreckung weiterer Einwanderer ist eine Schande und ein Verbrechen. Er fügt der Geschichte der Vereinigten Staaten einen ganz dunklen Flecken hinzu.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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