USA:Begrenzte Möglichkeiten

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In den Vereinigten Staaten gibt es wie in Europa immer mehr E-Autos - vor allem in Kalifornien. Aber es gibt auch die gleichen Probleme.

Von Thomas Harloff

Im April schien Elon Musk, der Milliardär und Spezialist fürs mobile Leben der Zukunft, den Elektroauto-Hype endlich entfacht zu haben. Die Menschen campierten vor den Schauräumen der Tesla-Händler, fest entschlossen, das neue Model 3 seiner Firma vorzubestellen und 1000 Euro dafür anzuzahlen. Dabei hatte keiner von ihnen das E-Mobil bis dahin fahren gesehen. Geschweige denn, dass sich einer selbst hinters Steuer gesetzt hätte. Inzwischen haben 400 000 das mit 35 000 Dollar halbwegs bezahlbare Elektroauto vorbestellt - in der Hoffnung, dass es auch tatsächlich, wie von Tesla angekündigt, 2018 auf den Markt kommt.

Doch wer genauer hinschaut, erkennt keinen Hype, sondern allenfalls eine Euphorie. Und das auch nur in Kalifornien. Im Rest der USA lässt man die E-Autos links liegen. Wurden zwischen Ost- und Westküste 2014 noch etwa 120 000 Batterieautos verkauft, waren es ein Jahr später 5000 weniger. Und dass, obwohl der Staat eine Kaufprämie von 7500 Dollar zuschießt und einige Bundesstaaten Steuererleichterungen gewähren. Kalifornien beispielsweise unterstützt Elektroauto-Käufer mit 2500 Euro zusätzlich.

Wenn solche Anreize nicht ausreichen, muss es an anderer Stelle Probleme geben. Die Erklärungen für die Delle sind vergleichbar mit denen in Europa. Da ist das dünne Produktangebot, das neben den Tesla-Modellen nur ein Elektroauto mit passabler Reichweite kennt: den Chevrolet Bolt EV mit einem Aktionsradius von etwa 380 Kilometern. Dann die Skepsis der Kunden, die getragen wird von der Reichweitenangst, die bei den Amerikanern noch stärker ausgeprägt ist als bei den Deutschen. Und schließlich der in den vergangenen Jahren extrem billige Ölpreis, der die Benzinpreise hat abstürzen lassen - zeitweise auf 50 Euro-Cent pro Liter.

An der Westküste finden sich 11 000 Ladestationen - in North Dakota ganze sieben

Das Hauptproblem der Elektromobilität ist aber auch jenseits des Atlantiks das mangelhaft ausgebaute Ladesäulennetz. Eine Infrastruktur, die es Elektromobilisten ermöglicht, ihr Auto praxisgerecht nutzen zu können, gibt es - na klar - nur in Kalifornien. Mehr als 11 000 öffentliche Stationen zählen die einschlägigen Websites im Westküsten-Staat. Auf Platz zwei liegt Texas mit 2000. North Dakota hat sieben.

Ein einheitliches, herstellerübergreifendes Programm zur Errichtung eines Schnellladesäulen-Netzes, wie es nun für Europa geplant ist, existiert auch in den Vereinigten Staaten noch nicht. Aber es wird derzeit in Angriff genommen. Kürzlich haben BMW und Volkswagen zusammen mit dem US-Ladesäulenbetreiber Chargepoint ein Netz von Schnellladepunkten entlang der Ost- und Westküste errichtet. An viel befahrenen Strecken sind 95 jeweils im Abstand von höchstens 50 Meilen aufgestellte Schnellladestationen errichtet worden. Hinzu kommen etwa 340 Standorte von Tesla, von denen allein 49 in Kalifornien liegen.

Fehlt ein Korridor zwischen den Küsten. Echte Bestrebungen, diesen zu erschließen, gibt es bislang - von Initiativen Teslas abgesehen - nicht. Und so werden die US-Autokäufer wohl auch weiterhin Fahrzeugen mit urigen Verbrennungsmotoren treu bleiben. Und sicherstellen, dass die Vereinigten Staaten nicht das Land der Elektroautos werden, sondern das Land der Pick-up-Trucks bleiben.

© SZ vom 30.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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