USA:Angriff an Chanukka

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Ein Mann bricht während des jüdischen Lichterfests in das Haus eines Rabbiners in New York ein und verletzt fünf Gäste mit einem Messer. Es ist der jüngste Vorfall einer Reihe antisemitischer Verbrechen in den USA. Jüdische Gemeinden fordern mehr Schutz.

Von Alan Cassidy, Washington

In New York hat ein Angriff auf eine jüdische Gemeinde das Lichterfest Chanukka überschattet. Ein Mann stürmte am Samstagabend das Haus eines Rabbiners in Monsey, einem Vorort von New York, und stach dort mit einem Messer auf die Gäste der Feier ein. Dabei verletzte er nach Angaben der jüdischen Organisation Orthodox Jewish Public Affairs Council fünf Menschen. Die New York Times zitierte einen Augenzeugen mit der Aussage, dass der Angreifer ein Messer bei sich trug, das "so lang wie ein Besenstiel" war. Nachdem er damit mehrere Gäste niedergestochen hatte, versuchte der Mann, in die benachbarte Synagoge einzudringen, deren Türen allerdings verschlossen waren. Nach einer kurzen Flucht wurde er von der Polizei im New Yorker Stadtteil Harlem festgenommen.

Über Hintergrund und Motive des Angreifers wurde zunächst nichts Näheres bekannt. New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo sprach von einem "einheimischen Terrorakt", der entsprechend verfolgt werden müsse. Die Tat reiht sich ein in eine Serie von Angriffen, welche die jüdische Gemeinde von New York und darüber hinaus erschüttert haben. Mitte Dezember waren bei einer Attacke auf ein jüdisches Geschäft im angrenzenden Bundesstaat New Jersey vier Menschen und die beiden Attentäter getötet worden. Vergangenen Freitag kündigte die New Yorker Polizei verstärkte Patrouillen an, nachdem jüdische Anwohner im Stadtteil Brooklyn Opfer von Angriffen und Pöbeleien geworden waren. Man könne nicht genug betonen, wie groß die Angst unter jüdischen Familien in diesen Tagen sei, sagte Bill de Blasio, Bürgermeister von New York. Er nannte den Angriff am Chanukka-Fest "entsetzlich". Die Stadt werde nicht zulassen, dass solche Attacken zu einer "neuen Normalität" würden. Gouverneur Cuomo sprach auf Twitter von einer "feigen und verabscheuungswürdigen Tat". Es dürfe keine Toleranz für Antisemitismus geben.

Laut der Bürgerrechtsorganisation Anti-Defamation League (ADL) haben antisemitische Vorfälle in den USA 2019 einen Höchststand erreicht. Der ADL-Vorsitzende Jonathan Greenblatt nannte die Attacke an Chanukka "herzzerreißend". "Wir sind aufgebracht, weil die Antwort klar ist: Die jüdische Gemeinde braucht größeren Schutz". Auch die israelische Regierung verurteilte den Angriff und bot den US-Behörden Hilfe an. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum forderte Präsident Donald Trump auf, "nach den endlosen Attacken auf Juden und ihre religiösen Einrichtungen" eine FBI-Sondereinheit gegen Antisemitismus einzurichten. "Juden sollten in Amerika nicht um ihr Leben fürchten müssen, wenn sie in ihre Gotteshäuser gehen."

© SZ vom 30.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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