US-Wahlkampf:Die Botschaft hinter der iPod-Liste

Lesezeit: 2 min

Barack Obama verrät dem Rolling Stone, welche politischen Botschaften hinter seinen Lieblingssongs stecken.

Varinia Bernau

Einblicke in die iPod-Playlist von Barack Obama lieferte die Musikzeitschrift Rolling Stone bereits vor gut einem Monat. Jetzt legt das Blatt nach: In einem vierseitigen Interview verrät der Anwärter aufs US-Präsidentenamt auch, welche politischen Botschaften hinter seiner Lieblingsmusik stecken.

Genauer hingehört: Barack Obama gewährt dem "Rolling Stone"-Magazin nicht nur Einblicke in seine Playlist, sondern auch in seine Politik. (Foto: Foto: AP)

Sehr überraschend sind die nicht: Der Springsteen-Song "Rise" wurde in der Kampagne eingesetzt, weil die Wahlkampfmannschaft glaubte, damit "einfach den Geist zu treffen, der hoffentlich in dieser Kampagne steckt". So, so.

Zum Stichwort Rap gab sich Obama diplomatisch: "Die Frauenfeindlichkeit und den Materialismus in Rap-Texten finde ich bisweilen bedenklich." Doch der smarte Politiker hütet sich davor, die moralische Keule zu schwingen. Er glaube schließlich auch, "dass diese Kunstform die Kultur verändert und dazu beigetragen hat, dass die Rassenschranken wieder ein Stück weit fielen." Ohnehin, stellt Obama klar, gehöre er nicht zu jenen, die der Popkultur die ganze Last des vermeintlichen Wertverfalls aufbürden wollen. "Was ich gesehen habe, ist ein Wandel in der Haltung junger Leute, hin zu mehr Engagement und Beteiligung. Das wird sich zunehmend auch in der Musik spiegeln."

Sein Musikalischer Held: Stevie Wonder

Da ist er also wieder, der Wandel, jenes Schlagwort seiner Kampagne, hinter dem alles und nichts stecken kann. Doch der Rolling Stone hätte seine Pflichten sträflichst vernachlässigt, wenn er sich nicht nach dem musikalischen Helden des Demokraten erkundigen würde: Stevie Wonder. "Als ich gerade in dem Alter war, in dem man sich für Musik zu interessieren beginnt, hatte er diesen Lauf mit "Music Of My Mind", "Talking Book", "Fulfillingness' First Finale" und "Innervisions", und dann noch "Songs In the Key Of Life". Einen besseren Lauf als diese fünf Alben kann man nicht haben. Ich liebte ihn dafür, genauso wie die Stones", erzählt Obama. "Gimme shelter" ist übrigens sein Favorit unter den Stone-Songs.

Nicht nur über die Macht der Musik ist sich Obama offenbar bewusst, wenn es darum geht, die Menschen, vor allem die jungen, zu erreichen. Das Internet sei ebenso mächtig. "Mich hat bei dieser Kampagne unter anderem überrascht, wie gut wir die Leute mittels der Technologie organisieren konnten", sagt der Präsidenschaftsbewerber im Interview.

Internet als Verbündeter

Und er blickt in die Zukunft: "Da ist noch viel mehr möglich, wenn es darum geht, die Regierung wirklich für das Volk arbeiten zu lassen. Virtuelle Bürgerversammlungen, mehr Transparenz, Rechenschaft bei Gesetzen." Die Regierungsarbeit des Barack Obama, so seine Ankündigung, wird größtenteils digital erledigt: "Durch das Internet haben die jungen Leute ein Werkzeug an der Hand, mit dem sie sich permanent informieren können. Sie können mich zur Rechenschaft ziehen, wenn ich gegebene Versprechen nicht einhalte. Und für mich ist das Internet ein starker Verbündeter, wenn der Kongress sich dringenden Maßnahmen verweigert."

Obama verrät im Interview mit dem Rolling Stone übrigens auch, woran er sich am Ende einer ersten Amtszeit messen lassen würde: "Wenn ich die Kampftruppen nicht aus dem Irak abgezogen habe, keine allgemeine Gesundheitsfürsorge durchgesetzt und keine neue Energiepolitik geschaffen habe, die ernsthaft etwas gegen den Klimawandel unternimmt, dann haben wir den Anschluss verpasst."

Ehrgeizige Ziele, zweifelsohne. Dass das Erwartungen schafft, dürfte dem politischen Neuling durchaus bewusst sein. Wenn nicht aus eigener Erfahrung, so aus den Büchern. Denn auch seine literarischen Vorlieben verriet er dem Rolling Stone: Die Tragödien von William Shakespeare zählen zu jenen Werken, die ihn inspiriert haben. Und da wimmelt es bekanntermaßen von Staatsmännern, die hoch hinaus wollten - und mitunter tief gefallen sind.

© sueddeutsch.de/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: