US-Wahlkampf: Biden vs. McCain:Joes Appell an John

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Die running mates mischen wieder mit: Biden fordert McCain auf, sich auf die Wirtschaft zu konzentrieren und nicht länger Obama anzugreifen - was wiederum Palin auf den Plan ruft.

Ulrich von Schwerin

Die Wirtschaft beschäftigt die Amerikaner. Von ihren Kandidaten wollen sie daher Antworten hören, wie man die drohende Krise abwenden wollen. Doch zwei Wochen vor den Wahlen konzentriert sich die Kampagne John McCains noch immer allzu sehr auf die Persönlichkeit seines Gegners - das behauptete zumindest der demokratische Vize-Kandidat Joe Biden auf einer Wahlkampfverstaltung am Dienstag.

Joe Biden fordert auf einer Wahlkampfveranstaltung am Dienstag in Colorado McCain auf, sich stärker auf die Wirtschaft zu konzentrieren. (Foto: Foto: AP)

"John", appellierte Biden an McCain, mit dem er sich persönlich gut versteht, "John, wenn es um die Wirtschaft geht, dann sprech von der Wirtschaft. Nicht von Barack Obamas Charakter".

Er kritisierte, dass McCains Kampagne "unfaire Behauptungen" über Obama aufstelle. Dies mache viele Demokraten wütend. Der Demokrat forderte McCain auf, automatisierte Telefonanrufe zu beenden, in denen gewarnt wird, Obama habe mit dem Terroristen Bill Ayers zusammengearbeitet.

McCain hatte am Morgen in einem Interview diese Anrufe als inhaltlich korrekt verteidigt. Zugleich hatte er Zweifel zurückgewiesen, seine Kampagne drehe sich nicht ausreichend um die Wirtschaft.

Am Dienstag waren McCain und seine Vize Sarah Palin dennoch vor allem bemüht, die Führungsstärke Obamas in Frage zu stellen. Zum Anlass nahmen sie eine Bemerkung Bidens, der am Sonntag gesagt hatte, es werde innerhalb der ersten sechs Monate von Obamas Amtszeit eine internationale Krise geben, um die Stärke Obamas zu testen.

"Sie werden ihn testen wollen, doch sie werden merken, das er Stahl im Rückgrat hat." McCain griff dies am Dienstag auf, um seine eigene Erfahrung in den Vordergrund zu stellen.

Verweis auf Kennedy

"Wir brauchen keinen Präsidenten, der dazu einlädt, auf die Probe gestellt zu werden", rief McCain in Philadelphia. Mit Bezug auf seine Erfahrung als Marineflieger während der Kubakrise 1962 sagte er: "Amerika wird keinen Präsidenten bekommen, der getestet werden muss. Ich bin getestet, meine Freunde."

Auch Palin griff Bidens Bemerkung in einem CNN-Interview auf und verband sie mit Obamas Ankündigung, auch mit Diktatoren verhandeln zu wollen. Dies könnte zu einem Test für Amerika führen.

Zugleich stellte Palin ihre eigene Regierungserfahrung heraus. Sie spreche nicht so viel über ihre Jahre in der Verantwortung, aber sie müsse doch sagen, dass sie mehr Erfahrung als Obama habe. "Wissen Sie, er hat 300 Tage gedient, bevor er Präsidentschaftskandidat wurde, und das war nicht im exekutiven Bereich." Sie selbst war Bürgermeisterin der Kleinstadt Wasilla und ist derzeit Gouverneurin des Bundesstaats Alaska.

Obama bleibt unterdessen auf die Wirtschaft fokussiert. In Florida, wo er am Dienstag die demokratischen Gouverneure von Michigan, New Mexico und Ohio zu einem "Job-Gipfel" zusammengerufen hatte, sagte er: "Wir haben ein achtjähriges Experiment erlebt und wir haben gesehen, wohin das führt. Die Wirtschaftskrise ist das endgültige Urteil über das Versagen der Führung."

Die Umfragen geben Obama recht, sich auf die Wirtschaft zu konzentrieren. Warum McCain weiter auf Angriffe gegen Obama setzt, ist dagegen weniger klar: Umfragen zeigen, dass er damit bei den Wählern kaum punkten kann.

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