US-Wahlen:Der Anti-Bush

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Arnold Schwarzenegger ist einer von wenigen republikanischen Gouverneuren auf der Gewinnerstraße. Seine paradoxe Strategie: Er geht auf Distanz zum obersten Parteifreund.

Reymer Klüver

Ausgerechnet Kalifornien. Ausgerechnet einer der blauesten unter den blauen Bundesstaaten der USA, in denen für gewöhnlich die Demokraten satte Mehrheiten einfahren, dürfte den Republikanern bei den Wahlen am 7. November einen der wenigen Lichtblicke bieten.

Zwar nicht bei den Kongresswahlen. Da liegen die Demokraten im Fernen Westen Amerikas laut den Umfragen uneinholbar vorn. Aber die Gouverneurswahl wird ein Republikaner für sich entscheiden: Arnold Schwarzenegger liegt in allen Umfragen mit zweistelligem Abstand vor seinem demokratischen Herausforderer. Und der Vorsprung wächst.

Zuletzt wurden ihm 49 Prozent der Stimmen bescheinigt, dem Demokraten Phil Angelides lediglich 33 Prozent.

Immer auf Distanz zu Bush

Allerdings ist es nicht der Republikaner Schwarzenegger, den die Leute wählen werden. Es ist Arnold, der Gouvernator, der keine Parteien mehr kennt und sich seit einem Jahr mit zunehmender Tendenz als überparteilicher erster Mann des (Bundes-)Staates gibt.

Noch im vergangenen Jahr hatte sich der inzwischen 59 Jahre alte Schwarzenegger als knallharter Republikaner versucht. Das hat er radikal geändert. "Er gibt sich überparteilicher in diesem Jahr, und die Leute belohnen ihn dafür", bescheinigt ihm der kalifornische Meinungsforscher Mark DiCamillo.

"Ich betreibe Politik nicht in den Kategorien von Demokraten gegen Republikaner", sagte Schwarzenegger vor wenigen Tagen, "das ist ein großer Fehler, der das ganze Land polarisiert." Auch wenn er keine Namen nannte: Alle verstehen so einen Satz eindeutig auf den ersten Mann der Vereinigten Staaten gemünzt, auf seinen Parteifreund George W. Bush.

Schwarzenegger hat nie übergroße Nähe zu Bush vorgegaukelt. Nun aber macht er eine Strategie daraus, sich in Stil und Inhalt als Anti-Bush zu gerieren und eine andere Tradition der Republikanischen Partei zu beschwören.

Dazu bot sich ihm erst Anfang der Woche beste Gelegenheit. In Simi Valley, in der Ronald Reagan Presidential Library, feierte er den 40. Jahrestag der Wahl Reagans zum Gouverneur von Kalifornien. Präsidentenwitwe Nancy Reagan, ganz Lady in Red in einem zinnoberfarbenen Kostüm, gab ihm die Ehre und die Gelegenheit, sich als gelehriger Schüler des "Großen Kommunikators" darzustellen.

Reagan habe Kalifornien am Ende seiner Amtszeit "in besserem Zustand hinterlassen" als er den Bundesstaat vorgefunden habe, sagte Schwarzenegger. "Das versuche ich auch zu erreichen", fuhr Schwarzenegger fort und, weil die Umfragen ihm Großzügigkeit erlauben, fügte er hinzu: "Und das würde mein Gegner auch tun, wenn er könnte."

Politiker beider Lager könnten von Kaliforniens einstigem Gouverneur nur lernen. Reagan habe "politische Schläge austeilen" können, sagte Schwarzenegger und landete damit selber einen. Aber Reagan habe auch einstecken können. "Und beides hat er mit Anstand getan und mit Humor."

Modell Kalifornien

Auch das werden die meisten Zuhörer in der Reagan-Bibliothek als kaum verhüllten Angriff auf den jetzigen Mann im Weißen Haus verstanden haben, der mit seinem konfrontativen Politikstil das amerikanische Wahlvolk wie kein anderer Präsident in den vergangenen hundert Jahren polarisiert hat und dessen politische Strategen jetzt erneut einen Wahlkampf inszeniert haben, den Amerikas große Zeitungen als besonders schmutzig beschreiben.

Inhaltlich hatte sich Schwarzenegger mit seinen Umweltinitiativen und seinem Engagement für den Klimaschutz ohnehin bereits deutlich von Bush abgesetzt. Nun unterstreicht er auch noch die Distanz im Politikstil, was für die politische Neuausrichtung der Republikaner vielleicht nicht ohne Folgen bleiben wird, wenn sie sich nach der erwarteten Niederlage bei den Kongresswahlen politisch neu positionieren für die Präsidentschaftswahl in zwei Jahren.

Schwarzenegger zumindest schwebt offenbar ein Modell Kalifornien vor: "Ich garantiere Ihnen", sagte er dieser Tage in einem Interview, "dass, noch ehe das Jahr herum ist, der Rest des Landes auf Kalifornien blicken und sagen wird: Sie haben uns dort den richtigen Weg gewiesen."

© SZ vom 3.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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