US-Vorwahlen in Nevada und South Carolina:Latinos als Königsmacher

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Der Kampf um das Weiße Haus geht am Wochenende weiter. In Nevada wird sich zeigen, wer bei den spanischsprachigen Wählern besser ankommt: Hillary Clinton oder Barack Obama?

Reymer Klüver

Das Rennen um die Nominierungen für die Präsidentschaftskandidatur in den USA geht am Wochenende in eine neue Runde - mit Vorwahlen auf Seiten der Republikaner in South Carolina und den sogenannten Caucuses in Nevada für beide Parteien. Der Wahlsieger von South Carolina bei den Republikanern dürfte deutlich gestärkt in den "Super Tuesday" am 5. Februar gehen, wenn in 22 Bundesstaaten gleichzeitig abgestimmt wird.

Hillary Clinton auf Stimmenfang bei spanischsprachigen Einwanderern in Las Vegas. (Foto: Foto: AFP)

Auf Seiten der Demokraten wird die Abstimmung in Nevada am Samstag vor allem als Gradmesser dafür gelten, welcher der beiden Favoriten, Hillary Clinton oder Barack Obama, größere Chancen bei den Latinos hat. Die spanischsprechende Minderheit wird erheblichen Einfluss auf die Wahlentscheidung in den großen Bundesstaaten Kalifornien und New York haben, die am 5. Februar abstimmen, sowie in Florida, wo bereits am 29. Januar gewählt wird.

In den meisten Umfragen für Nevada liegt Clinton einigermaßen deutlich vor Obama. Doch Umfragen gelten in dem Bundesstaat als unzuverlässig. Deshalb wird eine überaus knappe Entscheidung erwartet. Die Rolle der Königsmacher dürften dabei die Latinos übernehmen, die zwölf Prozent der Wahlberechtigten stellen.

Deswegen werden sie heftig von beiden Camps umworben. Obama formuliert seinen neuesten Wahlslogan "Yes, we can" (etwa: Ja, wir schaffen es) bei seinen Kundgebungen auch auf Spanisch: "Si, se puede!" Clinton hat sich die Zustimmung einflussreicher spanisch-stämmiger Politiker in dem Bundesstaat gesichert und hat in Latino-Stadtvierteln von Las Vegas Wahlkampf gemacht mit dem Slogan: "Ich brauche Ihre Hilfe."

2004 stellten Latinos 16 Prozent der Wähler in Kalifornien

Das Werben um die Wähler spanisch-sprachiger Abstammung hat aber Bedeutung über den Caucus - die offene Abstimmung auf Parteiversammlungen - hinaus. Bei der Präsidentschaftswahl 2004 stellten die Latinos 16 Prozent der Wähler in Kalifornien, dem größten Bundesstaat. 17 Prozent waren es in Arizona, elf in New York und neun Prozent in Florida.

Der aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur ausgeschiedene spanischstämmige Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson, nennt den Super-Dienstag schlicht nur noch "Latino-Vorwahltag", weil die Latinos in vielen Bundesstaaten von wahlentscheidender Bedeutung sein dürften. In der Vergangenheit haben sich Latinos schwer mit schwarzen Kandidaten getan. Die Frage ist, ob Obama diese Vorbehalte überwinden kann. In Illinois war ihm das bei seiner Wahl in den Senat gelungen.

Bei den Republikanern läuft die Vorwahl in South Carolina am Samstag auf ein Duell zwischen Senator John McCain und dem ehemaligen Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, hinaus. Beide haben bereits eine Abstimmung für sich entscheiden können. Huckabee hat in Iowa gewonnen, McCain in New Hampshire.

Mit einem zweiten Erfolg in einer wichtigen Vorwahl ging der Sieger gestärkt in das Rennen am 5. Februar. In Umfragen liegt McCain mit 27 Prozent knapp vor Huckabee mit 25 Prozent.

Um den dritten Platz ringen Mitt Romney, der Vorwahlsieger von Michigan, mit 15 Prozent und Fred Thompson, der ehemalige Senator aus Tennessee, der sich bei der ersten Vorwahl in einem Bundesstaat im Süden der USA vermutlich deutlich mehr als 13 Prozent versprochen haben dürfte. Rudolph Giuliani, der frühere Bürgermeister von New York und monatelang Favorit, kommt auf magere sechs Prozent.

Huckabee will evangelikale Christen in South Carolina mobilisieren

Huckabee, ein ehemaliger Baptistenpastor, versucht, die vielen evangelikalen Christen in South Carolina zu mobilisieren. Das hatte ihm bereits den Erfolg in Iowa gebracht. Den Umfragen zufolge kann er mehr der Evangelikalen als alle anderen republikanischen Kandidaten für sich gewinnen.

Allerdings hat er offenbar die christliche Parteibasis noch nicht in dem Umfang für sich eingenommen wie in Iowa. McCain indes hat sich in South Carolina als ehemaliger Kriegsheld und Garant für die Sicherheit der USA präsentiert. Das kommt an in dem Bundesstaat mit mehreren großen Militärstandorten.

Mitt Romney hat dagegen South Carolina eindeutig abgeschrieben: Er hat seinen Wahlkampf abgebrochen und ist nach Nevada geflogen. Der republikanische Caucus dort hat nicht die Aufmerksamkeit der amerikanischen Medien gefunden.

Romney indes gibt sich als Pragmatiker: Der Bundesstaat schickt 34 Delegierte zum Parteitag Anfang September, der offiziell über den Kandidaten der Republikaner abstimmt. South Carolina entsendet nur 24.

© SZ vom 19/20.1.2008/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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