US-Vorwahlen:Biden weiter auf Siegeszug

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Der frühere Vizepräsident kann den Vorsprung gegenüber seinem Rivalen Bernie Sanders deutlich ausbauen.

Von Alan Cassidy, Washington

Die Demokraten werden bei den US-Präsidentschaftswahlen im Herbst wahrscheinlich mit Joe Biden gegen Donald Trump antreten. Der frühere Vizepräsident entschied am Dienstag mindestens vier von sechs Vorwahlen für sich. Er erzielte in den Bundesstaaten Michigan, Missouri, Mississippi und Idaho die meisten Stimmen. Damit baute Biden seinen Vorsprung bei den Delegierten, die für die Nominierung entscheidend sind, gegenüber seinem Rivalen Bernie Sanders deutlich aus. Nach einer vorläufigen Zählung der Nachrichtenagentur AP kam Biden auf 823 Delegierte, Sanders auf 663. Das ist nach allen Maßstäben ein dickes Polster für Biden - er ist nun der haushohe Favorit. Für die Nominierung sind 1991 Delegierte nötig.

Ins Gewicht fiel dabei besonders Bidens klarer Sieg in Michigan, wo 125 Delegierte vergeben wurden. Sanders war es dort vor vier Jahren überraschend gelungen, Hillary Clinton zu besiegen, und nach seinen Verlusten bei den Vorwahlen des Super Tuesday von vergangener Woche musste der Linkspolitiker in dem Bundesstaat fast zwingend gewinnen, um seine Chancen auf die Präsidentschaftskandidatur intakt zu halten. Er verpasste jedoch erneut sein Ziel, scharenweise junge Leute und Nichtwähler an die Urne zu bringen. Stattdessen war es Biden, der von einer deutlich gestiegenen Wahlbeteiligung profitierte. Er fand nach den Nachwahlbefragungen in fast allen Bevölkerungsgruppen großen Zuspruch, besonders bei den Afroamerikanern und bei den Wählern in den Vororten.

Der frühere Vizepräsident setzt damit seine Siegesserie fort, die bei der Vorwahl in South Carolina Ende Februar begonnen hatte. Biden hielt noch in der Wahlnacht eine Ansprache, in der er sich bei Sanders und dessen Anhängern bedankte und sie einlud, sich ihm zum gemeinsamen Kampf gegen Präsident Trump anzuschließen. Sanders trat am Mittwoch vor die Medien und erklärte, er wolle im Rennen bleiben und freue sich auf das TV-Duell am Sonntag. Sanders war zwar im Februar mit zwei Siegen in die Vorwahlen gestartet, blieb seither jedoch fast überall hinter seinen Ergebnissen von 2016 gegen Clinton zurück. Aus den Reihen der Demokraten wurden Stimmen laut, die den 78-Jährigen aufforderten, seinen Wahlkampf zugunsten der Einheit der Partei zu beenden.

Bereits am kommenden Dienstag finden in vier weiteren Bundesstaaten Vorwahlen statt, darunter im wichtigen Swing-State Florida. Joe Biden führt die Umfragen auch dort mit großem Abstand an. Wenn Bernie Sanders seinen Rückstand bei den Delegierten noch wettmachen wollte, müsste er überall mit großen Margen gewinnen. Wenig helfen dürfte ihm dabei der Umstand, dass das Coronavirus nun auch den demokratischen Wahlkampf erreicht hat. Sanders' Auftritte zogen jeweils Tausende Anhänger an - sie machen den Kern seines Wahlkampfs aus. Am Dienstag musste er jedoch eine Großveranstaltung mit Unterstützern als Vorsichtsmaßnahme absagen. Auch Joe Biden kündigte die Absage von mehreren Wahlkampfauftritten an.

© SZ vom 12.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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