US-Truppen leiten Abzug ein:Amerikaner räumen Städte im Irak

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Bagdad verspricht für die Zeit nach dem Abzug Sicherheit, doch viele Menschen haben Angst vor einer Rückkehr von Terror und Bürgerkrieg.

T. Avenarius

Die amerikanischen Truppen haben mit ihrem Abzug aus dem Irak begonnen. An diesem Dienstag verlassen die Soldaten Städte und Dörfer. Die Sicherheit sollen dort nun die irakische Armee und die Polizei alleine garantieren. In Ausnahmefällen, heißt es, könnten sie allerdings um amerikanische Hilfe bitten. Nach den schweren Anschlägen vom Juni befürchten viele Iraker nun jedoch eine neue Welle der Gewalt und einen Bürgerkrieg.

Verabschiedungszeremonie: Der irakische Offizier, General-Leutnant Abboud Qanbar (r.), überreicht dem kommandierenden US-General Daniel Bolger in Bagdad symbolisch einen Schlüssel. (Foto: Foto: dpa)

Die Bagdader Regierung rief den "Feiertag der nationalen Souveränität" aus und richtete ein Volksfest in der Hauptstadt aus. Die amerikanische Militärführung zeigte sich optimistisch, dass die örtlichen Sicherheitskräfte der neuen Aufgabe gewachsen seien: "Ich glaube, sie sind einsatzbereit", sagte General Ray Odierno, Oberbefehlshaber im Irak. Im Juni hatte es jedoch noch eine Reihe von Attentaten gegeben, bei denen mehr als 250 Menschen umgekommen waren.

Noch immer stehen 134.000 US-Soldaten im Irak. Sie sollen das Land bis Ende 2011 verlassen. Dies sieht das unter US-Präsident George W. Bush geschlossene irakisch-amerikanische Truppenabkommen vor. Bushs Nachfolger Barack Obama will den Abzug beschleunigen. Er hatte dies im Wahlkampf versprochen.

Der Abzug aus den Städten ist die erste Phase. Dort werden nur kleine Einheiten zurückbleiben, die irakische Truppen ausbilden. Die Garnisonen, in denen die US-Soldaten bis zum vollständigen Abzug stationiert sind, liegen teilweise aber nah an den Städten. "Camp Victory" mit 20000 Soldaten befindet sich etwa am Stadtrand von Bagdad. Auch im noch umkämpften nordirakischen Mossul ist die US-Basis nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt.

In Erwartung neuer Gewalt sprach die irakische Regierung gleich eine Urlaubssperre für alle Soldaten und Polizisten aus. Ein gemeinsames Lagezentrum soll die Zusammenarbeit koordinieren. Es muss jedem Einsatz von US-Soldaten zustimmen. Die Amerikaner haben aber das Recht zur Selbstverteidigung.

Regierungschef Nuri al-Maliki hatte gewarnt, dass es nach der Verlegung der US-Einheiten zu neuer Gewalt kommen könne. Er betonte aber: "Wir versichern, dass die irakischen Truppen bereit sind, trotz einzelner Zwischenfälle." Er bezeichnete die jüngsten Attentate als Versuch, "religiösen Zwist und Chaos zu schaffen, den politischen Prozess zu stoppen und die Irakern zu hindern, auf eigenen Füßen zu stehen".

Maliki hatte die Verlegung der US-Soldaten zuvor als einen "großen Sieg" über die ausländischen Besatzer gepriesen. Iraks Sicherheitskräfte sind 350.000 Polizisten und 270000 Soldaten stark. Die Truppen wurden von den Amerikanern ausgebildet. Vor allem die Polizei ist aber unterwandert von schiitischen Milizen und genießt bei Sunniten kaum Vertrauen.

Weite Teile der Bevölkerung betrachten die amerikanischen Truppen mehr als sechs Jahre nach der Invasion zwar noch immer als Besatzer. Sie sehen aber, dass die gestiegene Sicherheit fast ausschließlich den Amerikanern zu verdanken ist. Zwischen 2005 und 2007 stand der Irak am Rand des Bürgerkriegs zwischen Schiiten und Sunniten. Nur der kurdisch dominierte Nordirak war nicht betroffen. Erst eine Aufstockung der US-Truppen hatte Sicherheit schaffen können. Die sunnitischen Untergrundgruppen sind aber nicht völlig zerschlagen. Die Grenzen bleiben schlecht gesichert, sodass ausländische Untergrundkämpfer ins Land sickern können.

© SZ vom 30.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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