US-Streitkräfte:Bush will Taktik im Irak ändern

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Knapp zwei Wochen vor den Wahlen zum US-Kongress ist die amerikanische Regierung bemüht, mehr Flexibilität bei ihrem Vorgehen im Irak zu demonstrieren.

Christian Wernicke

Zwar schloss Präsident George W. Bush am Wochenende erneut einen grundsätzlichen Strategiewechsel aus. Zugleich erklärte er jedoch, die US-Kommandeure würden "ihren Ansatz ständig anpassen, um dem Feind voraus zu sein". Das Ziel im Irak sei der Sieg, sagte Bush. "Was wir ändern, ist die Taktik, um dieses Ziel zu erreichen."

Nach Informationen der New York Times will Washington einen Zeitplan entwerfen, der die Regierung von Iraks Premier Nuri Kamal al-Maliki zu konkreten Reformen verpflichten soll. Amerikanische Diplomaten und Armeeangehörige kritisieren unter anderem, al-Maliki verzögere eine Säuberung seiner Polizeitruppen und die fällige Entwaffnung vor allem schiitischer Milizen, denen zahllose Morde vor allem in Bagdad zur Last gelegt werden.

Große Unzufriedenheit

Im Wahlkampf für die Kongresswahlen am 7. November, bei denen den regierenden Republikanern massive Verluste drohen, hat Präsident Bush Forderungen der Demokraten nach einem Stufenplan für einen Rückzug der US-Truppen bisher strikt abgelehnt. Laut Umfragen ist der Irakkrieg der wichtigste Grund für die Unzufriedenheit der Wähler mit der Regierung. Allein in diesem Monat kamen im Irak 79 amerikanische Soldaten ums Leben.

Am Samstag berieten sich Präsident Bush und sein Verteidigungsminister Donald Rumsfeld mit General John P. Abizaid, der als Kommandeur für den Mittleren Osten extra nach Washington gereist war. Konkrete Beschlüsse wurden nicht bekannt.

Nach Informationen der New York Times sollen jedoch der US-Botschafter im Irak Zalmay Khalilzad und US-General George Casey, Oberbefehlshaber der Truppen im Irak, bis Jahresende einen Plan erarbeiten, der die irakische Regierung zur Übernahme von mehr Verantwortung für die Sicherheit und für wirtschaftliche Fortschritte verpflichtet. Falls Premier al-Maliki diesen Vorgaben nicht nachkommt, würden die USA "ihre Strategie anpassen und andere Strafen prüfen."

Wie genau die USA reagieren würden, bleibt jedoch offen. Ein Abzug der Truppen ist offenbar nicht vorgesehen. Ebenfalls gegen Jahresende dürfte eine überparteiliche Berater-Kommission unter dem früheren US-Außenminister James Baker ihren Bericht vorlegen. Baker will Alternativen zur bisherigen US-Strategie entwickeln.

Trotz eindringlicher Appelle für ein Ende der Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten sind am Wochenende im Irak mehr als 45 Menschen getötet und zahlreiche andere verletzt worden. Der folgenschwerste Anschlag ereignete sich am Samstag auf einem Markt in Mahmudija südlich von Bagdad: Bei einem Mörserangriff kamen mindestens 30 Menschen ums Leben.

© SZ vom 23.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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