US-Präsidentschaftskandidat John Edwards:Gegen Bush und gegen den Krebs

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US-Präsidentschaftskandidat John Edwards kämpft um das Weiße Haus, obwohl seine Frau schwer krank ist. Amerika diskutiert: Sind die Edwards Helden oder nur machtbesessen?

Christian Wernicke

Der wichtigste Satz, den John Edwards dieser Tage ausspricht, erinnert an das Sprichwort von der Karawane, die unbeirrt durch die Wüste weiterzieht. Nein, er gibt nicht auf. "Die Kampagne geht weiter," verkündet der demokratische Präsidentschaftsaspirant.

John Edwards und seine kranke Ehefrau. (Foto: Foto: AP)

Gleich neben ihm steht derweil seine Frau Elizabeth. Sie schaut zu ihm auf, lächelt, zeigt sich tapfer. Niemand weiß, was der 57-jährigen Mutter von vier Kindern wirklich durch den Kopf geht, während ihr vier Jahre jüngerer Ehemann aller Welt gerade in einer Pressekonferenz offenbart, was Ärzte zu Wochenbeginn in ihrem Rippenknochen diagnostizierten: "Ihr Krebs ist wieder da."

Die Entscheidung, fortan nicht nur um ihr Leben zu ringen, sondern weiterhin auch um den Einzug ins Weiße Haus zu kämpfen, haben die Edwards gemeinsam getroffen. Und allein, ohne jeden Rat von Freunden oder der vielen Berater, die dem ehemaligen Senator aus North Carolina ansonsten zur Seite stehen.

Die Edwards wissen sehr genau, auf welchen Stress sie sich da einlassen. Als Vize-Kandidat an der Seite von John Kerry zog Edwards bereits 2004 durchs Land, um George W. Bush das höchste Staatsamt abzujagen. "Du kannst dich in einer Ecke verkriechen - oder du bist stark und stellst dich," beschreibt John Edwards die Wahl, vor der beide standen.

Da nickt Elizabeth beifällig, und sie ballt die Faust. Ihr Schicksal bewegt die Nation. Im Internet, im Radio diskutieren Tausende Amerikaner, ob die beiden nun mutige Helden seien - oder ob John Edwards sich soeben als kaltherziger Karrierist entpuppt habe, der die Macht mehr liebe als seine Frau.

Vorerst überwiegt spontane Sympathie. Das republikanische Weiße Haus zollt Respekt, auch Edwards' parteiinterne Konkurrenten zeigen sich bewegt. Solcherlei Zuspruch kann John Edwards gebrauchen. Denn zuletzt war es ziemlich still geworden um seine Kandidatur.

Wie gebannt starrten die Medien nur auf den Zweikampf von Hillary Clinton und Barack Obama, den beiden Favoriten für die demokratische Kandidatur 2008. Edwards, laut Umfragen der Dritte im Feld, blieb im Schatten - trotz seines ausgefeilten Programms, mit dem er sich als Gralshüter der Partei profilierte. Es half ihm wenig, dass Gewerkschafter seine Forderung nach einer staatlichen Krankenversicherung für alle US-Bürger priesen.

Oder dass die Parteilinke ihn liebt, weil er (klarer als Clinton) sein einstiges Votum für den Irakkrieg im Senat verdammt und (ausgeklügelter als Obama) einen Plan zum Rückzug der Truppen aus Bagdad parat hält.

Ausgerechnet der Krebs seiner Frau hat Edwards' Kampagne nun wiederbelebt. Der Sohn eines Textilarbeiters, als brillanter Anwalt gegen Groß-Konzerne zum Millionär geworden, kämpft wieder. Mit Elizabeth, seiner engsten Beraterin, will er die Krise in neue Kraft verwandeln. So wie 1996, als ihr Sohn bei einem Autounfalls starb und sie mit Hilfe von Leihmüttern zwei weitere Kinder zur Welt brachten. Und so wie 2004, als ihr Brustkrebs erstmals entdeckt wurde. Wenigstens ein Sieg dürfte den Edwards sicher sein: Elizabeth gilt ab sofort als wohl beliebteste Kandidatin für das Amt der First Lady.

© SZ vom 24.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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