Die Debatte läuft: Wie soll eine Reform des Einwanderungsrechts aussehen, zu der Latinos und Demokraten die Republikaner drängen? Während Hoffnungsträger Jeb Bush noch nach seiner Position sucht, melden sich die "Dreamer" zu Wort. Sie kamen als Kinder illegaler Einwanderer in die USA, kennen ihr Herkunftsland nicht und wollen zeigen: Wir sind keine Bedrohung, sondern wollen nur eine faire Chance. Drei Protokolle über einen Alltag zwischen Angst und Hoffnung - und über das unschöne Gefühl, Spielball der Politik zu sein.
Lange galt er als der progressivste Republikaner in Sachen Einwanderung, Jeb Bush, Präsidenten-Sohn und Präsidenten-Bruder in einer Person. Doch in seinem Buch "Immigration Wars", das er gerade in Interviews vorstellt, fordert der Ex-Gouverneur aus Florida, dass die Migranten ein Aufenthaltsrecht bekommen sollen - doch bevor sie Staatsbürger werden können, sollen sie aus den USA ausreisen.
Viele seiner Parteifreunde waren über den Vorstoß Bushs verblüfft - auch Lindsey Graham: "Dieser Vorschlag kommt aus dem Nichts und untergräbt, was wir hier erreichen wollen", maulte der republikanische Senator aus South Carolina. Graham gehört zu jener achtköpfigen Senatorengruppe, die sich überparteilich für eine umfassende Änderung des Einwanderungsrechts einsetzt. An deren Ende sollen die etwa elf Millionen illegalen Einwanderer die Chance auf eine Einbürgerung erhalten (Details hier), allerdings ohne vorher die USA verlassen zu müssen.
Diese Positionierung bedeutet zweierlei: Einerseits ist Bush offenbar bereit, eine Kandidatur fürs Weiße Haus 2016 ins Auge zu fassen und präsentiert deshalb eine Position, die der Basis zumutbar ist (Details bei der New York Times). Andererseits passt sich die Debatte unter Amerikas Konservativen so schnell der Realität an, dass ein Ende 2012 geschriebenes Buch schon als rückwärtsgewandt angesehen wird - und Jeb Bush als "Opfer des Timings" gilt.
Eine der Gruppen, die das Hin und Her unter den Konservativen sowie zwischen Demokraten und Republikanern sehr genau verfolgt, sind die Dreamer. So werden jene knapp zwei Millionen Menschen unter 30 bezeichnet, die als Kinder von illegalen Einwandern in die USA gebracht wurden und sich als Amerikaner fühlen. Ein Versuch, deren Status durch ein Gesetz namens Dream Act zu verbessern, scheiterte 2010.
Seit einiger Zeit wagen sich immer mehr Dreamer aus dem Schatten. An vielen Hochschulen gibt es Studentenorganisationen, die ihre Mitstudenten aufklären und die öffentliche Debatte mitprägen wollen. An der Georgetown University in Washington hat Francisco Gutierrez vor einem Jahr "Hoyas for Immigration Rights" gegründet - Hoyas ist der Spitzname für die Sportteams der Elite-Uni. Im Gespräch mit Süddeutsche.de erzählen Francisco, Kimberly und Citlalli über ihren Alltag als undocumented citizens, die Angst vor Abschiebung und ihre Erwartungen an Amerikas Politiker