US-Behörden:Festnahme in Florida

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Im Fall der Briefbombenserie in den USA ist in Florida ein Verdächtiger gefasst und angeklagt worden.

Von Hubert Wetzel, Washington

Auf dem Kleinbus des Verdächtigen sind Aufkleber mit Porträts von US-Präsident Donald Trump und Vizepräsident Mike Pence angebracht. Auch die Aufschrift „CNN ist zum Kotzen“ ist zu erkennen. (Foto: WPLG-TV/AP)

Die US-Polizei hat am Freitag in Florida einen Verdächtigen festgenommen, der in den vergangenen Tagen Briefbomben an prominente Demokraten verschickt haben soll. Nach offiziellen Angaben handelt es sich um einen vorbestraften, 56 Jahre alten Mann namens Cesar Sayoc. Er wurde in Plantation, einem Vorort der Stadt Fort Lauderdale im Südosten von Florida, verhaftet.

Berichten zufolge ist Sayoc im Wählerregister als Republikaner eingetragen. Offenbar ist er ein eingefleischter Anhänger von Präsident Donald Trump. Im Internet kursierten Fotos, die ihn mit Trump-Plakaten und bei Veranstaltungen des Präsidenten zeigen. Unter seinen zahlreichen Vorstrafen ist auch eine wegen einer Bombendrohung ihm Jahr 2002, die allerdings wohl keinen politischen Hintergrund hatte. Am Ort der Festnahme transportierte die Polizei einen weißen Laster ab, der offenbar Sayoc gehört und dessen Fenster über und über mit Aufklebern bedeckt sind, auf denen Trump gefeiert wird. Ein Aufkleber zeigte das Gesicht der demokratischen Politikerin Hillary Clinton mit einem darüberlegten Fadenkreuz. Sayoc "war wohl ein überzeugter Parteianhänger" der Republikaner, sagte Justizminister Jeff Sessions am Freitag. Ob das der Grund für ihn war, die Bomben zu verschicken, wisse er nicht.

Bereits vor der Festnahme waren Hinweise darauf durchgesickert, dass der Täter sich in Florida befinden könnte. Über ein Briefzentrum dort waren einige der Paketbomben - mit Glassplittern und Schwarzpulver gefüllte PVC-Rohre - versandt worden. Am Freitagabend teilte FBI-Direktor Christopher Wray mit, dass die Paketbomben hätten explodieren können. So enthielten die Sprengsätze Materialien, die reagieren und eine Explosion auslösen hätten können. In einem der Umschläge fanden die Ermittler Fingerabdrücke und genetisches Material, das sie auf die Spur von Sayoc brachte.

Der Attentäter hatte in den vergangenen Tagen mindestens zwölf Briefbomben an bekannte Politiker der Demokraten sowie andere Personen verschickt, die Trump in der Vergangenheit kritisiert hatten oder von diesem attackiert worden waren. Unter den Adressaten waren Altpräsident Barack Obama, sein früherer Vizepräsident Joe Biden sowie die ehemalige Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Auch der frühere CIA-Chef John Brennan sowie der Schauspieler Robert De Niro, beide scharfe Trump-Kritker, erhielten Briefbomben.

Am Freitag stellte die Polizei vier weitere Sprengsätze sicher. Sie waren an den ehemaligen Geheimdienstdirektor James Clapper adressiert, an den demokratischen Senator Cory Booker und dessen Kollegin Kamala Harris sowie an den Millionär Tom Steyer. Clapper ist wie Brennan ein harscher Kritiker von Trump. Er hat die Lügen des Präsidenten und dessen Umgang mit Amerikas Verbündeten gerügt. Booker und Harris gehören zu jenen demokratischen Politikern, die Ambitionen haben, bei der Präsidentschaftswahl 2020 gegen Trump anzutreten. Steyer ist ein demokratischer Großspender, der eine Kampagne für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump betreibt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in New York, wo die meisten Bomben gefunden wurden, wird Sayoc unter anderem wegen des illegalen Versands von Sprengstoff und wegen Bedrohung eines früheren US-Präsidenten angeklagt.

Die Briefbombenserie hat die US-Politik tief erschüttert. Zwar gab es schon in der Vergangenheit von linken wie rechten Extremisten Bombenanschläge auf Politiker oder politische Institutionen. Doch eine Serie wie diese, deren Ziel einige der höchsten Repräsentanten einer politischen Partei waren, haben die USA noch nicht erlebt. Viele Demokraten werfen Trump vor, durch seine unablässigen Angriffe auf politische Gegner den Täter angestiftet zu haben. Die Republikaner bestreiten das vehement.

© SZ vom 27.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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