Im Konflikt mit Bagdad geht die Führung der kurdischen Autonomieregion im Irak auf die Zentralregierung zu. Die Kurden hätten in der vergangenen Nacht zunächst angeboten, keine Konsequenzen aus dem Ergebnis des umstrittenen Unabhängigkeitsreferendums von Ende September zu ziehen, berichtete die kurdische Nachrichtenseite Rudaw.
Die Kurdenregierung wolle weiteren Krieg und Blutvergießen zwischen kurdischen und irakischen Truppen verhindern, zitierte die Nachrichtenseite aus einer Mitteilung der Regierung in Erbil. Gleichzeitig wurden eine sofortige Feuereinstellung und ein Ende aller militärischen Operationen in der Region angekündigt.
Irak:Dunkle Zeiten für die Kurden
Die umstrittenen Gebiete sind an Bagdad gefallen, die Unabhängigkeit ist nur noch ein ferner Traum. Nun fordert die Opposition den Rücktritt von Präsident Barzani.
Nach einem kurdischen Unabhängigkeitsreferendum vor einem Monat, dem mehr als 92 Prozent der Wähler zustimmten, hatten die Spannungen zwischen Bagdad und der kurdischen Führung zugenommen. Die Zentralregierung lehnt eine Abspaltung strikt ab. Schließlich war der Konflikt vergangene Woche eskaliert, nachdem die Kurden ihre Unabhängigkeitspläne vorangetrieben hatten: Iraks Truppen nahmen große Gebiete ein, die bisher unter Kontrolle der kurdischen Peschmerga standen, darunter die ölreiche Provinz Kirkuk. Aus den meisten Orten zogen sich die Kurden ohne Widerstand zurück.
Die Zentralregierung in Bagdad reagierte zunächst nicht offiziell. Einige Abgeordnete aus dem Parlament in Bagdad drängten Premierminister Haidar al-Abadi, der gerade auf Staatsbesuch in der Türkei ist, das Angebot aus Erbil zurückzuweisen. Verhandlungen mit den "Rebellen im Nordirak" dürfe es nicht geben, bis das Ergebnis des Unabhängigkeitsreferendums für nichtig erklärt werde.
Das Nachbarland Iran begrüßte das Vorgehen der Kurden hingegen. "Das Referendum und dessen Ergebnis hätte weder den Kurden was gebracht noch den Irakern", sagte Ali-Akbar Welajati, der außenpolitische Berater des obersten Führers Ayatollah Ali Chamenei. Iran öffnete zudem wieder die Grenzübergänge in den Nordirak. Diese waren auf Anfrage Bagdads in den letzten Wochen vorläufig geschlossen worden. Die iranische Regierung hatte sich immer wieder gegen das Referendum ausgesprochen. In Iran leben ebenfalls mehrere Millionen Kurden.