UN-Tourismusorganisation:Mugabe soll um Touristen werben

Lesezeit: 2 min

Später Diktatorenruhm: Die Tourismusorganisation der Vereinten Nationen hat den simbabwischen Präsidenten Mugabe zum Touristen-Beauftragten gekürt. Eine fragwürdige Entscheidung, denn der greise Despot terrorisiert seit Jahren sein eigenes Volk.

Thomas Schmelzer

Zugegeben, ganz abwegig ist die Idee nicht. Simbabwe ist ein schönes Land, reich an spektakulären Landschaften und gesegnet mit touristischen Attraktionen. Ein guter Ort für die nächste UN-Tourismuskonferenz. Und eine feine Gelegenheit, einen kompetenten Tourismus-Beauftragten zu küren.

Im Scheinwerferlicht: Robert Mugabe liebt die öffentliche Show. Jetzt ist der afrikanische Despot um den Titel "Leader for Tourism" reicher. (Foto: AFP)

Dieser neue Tourismus-Werber der UN heißt Robert Mugabe, Staatspräsident von Simbabwe und angeklagt wegen ethnischer Säuberungen, Wahlfälschung und Zensur. Am Dienstag ernannte die UNWTO Mugabe zum Gastgeber der nächsten Welttourismuskonferenz im kommenden Jahr. Zusammen mit seinem sambischen Amtskollegen Michael Sata soll er das Treffen an den Viktoria-Fällen leiten. Dafür bekamen die Beiden den Titel "Leader for Tourism" verliehen.

Ob ein greiser Diktator wirklich der Richtige für den Job ist, hatte sich bei der UN aber offensichtlich keiner gefragt. Entsprechend groß war die Empörung. "Der Mann hat Blut an seinen Händen. Sollen die Touristen dafür hierher kommen?", sagte Kumbi Muchemwa von der simbabwischen Oppositionspartei Movement for Democratic Change (MDC) dem Guardian. Die britische Abgeordnete Kate Hoey schäumte: "Das ist ein absoluter Skandal - und ein Affront gegenüber allen Simbabwern die nicht für Mugabe gestimmt haben."

Besonders brisant ist die Entscheidung, weil Mugabe für den wirtschaftlichen Niedergang seines Landes verantwortlich gemacht wird. Mit seiner Landreform stürzte er das Land in tiefe Armut, die Inflation schoss auf 700 Prozent. Zuletzt musste unter Mugabe die staatliche Fluggesellschaft "Air Zimbabwe" Konkurs anmelden. "Es ist beschämend, wenn ein Mann Tourismus-Beauftragter wird, der die Infrastruktur seines Landes zerstört und der Hungersnot den Boden bereitet hat", sagte Hoey.

Mugabe genießt die internationale Aufmerksamkeit

Die UNWTO reagierte verschnupft auf die Kritik. Mugabe habe keinen offiziellen Titel bekommen, sondern lediglich eine Einladung, an der UN-Tourismuskampagne teilzunehmen. Diese Einladung sei an alle Regierungschefs versendet worden.

Robert Mugabe sind diese Begrifflichkeiten egal. Ob Botschafter oder nicht - der 88-Jährige freut sich über so viel internationale Aufmerksamkeit. "Wir werden keine Kosten und Mühen scheuen, der internationalen Tourismusgemeinschaft eine einzigartige afrikanische Erfahrung zu bieten", sagte der Despot am Dienstag. Seine Staatszeitung bejubelte das Treffen mit UNWTO-Generalsekretär Taleb Rifai später als "historischen Deal".

Für Mugabe, der Oppositionelle foltern lässt und Homosexuelle gerne mit Tieren im Dschungel vergleicht, ist das Treffen im nächsten Jahr eine Art Anerkennung. Die EU und USA verhängen seit Jahren Sanktionen gegen Mugabes Land, außerdem steht der Despot unter Reiseverbot. Die Kür zum Touristen-Beauftragten ist deswegen besonders absurd. Allerdings dürfte auch das Mugabe egal sein. Wenn er nicht in die Welt reisen darf, kommt die Welt eben zu ihm.

© Süddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: