Umfrage zum Atomstreit mit Teheran:Mehrheit der Israelis hält Angriff auf Iran für vertretbar

Lesezeit: 1 min

Attackieren oder Warten? Einer Umfrage zufolge ist für die meisten jüdischen Israelis die Antwort auf diese Frage klar: Fast zwei Drittel fürchten eine Atombombe in der Hand Teherans stärker als die Folgen eines Militärschlags gegen Iran. Auch wenn man die Befragung differenziert betrachten muss.

Fast zwei Drittel der jüdischen Israelis halten laut einer neuen Umfrage die Folgen eines Angriffs gegen Iran für weniger gefährlich, als der Islamischen Republik den Bau einer Atombombe zu gestatten.

Aus der in der israelischen Zeitung Haaretz veröffentlichten Erhebung des Jerusalem Center for Public Affairs geht hervor, dass etwa 65 Prozent der Befragten der Aussage zustimmen, dass der Preis, den Israel dafür zahle, mit der Bedrohung durch eine iranische Bombe zu leben, größer sei als der Preis, den es zahlen würde, wenn es Irans Atomanlagen angreifen würde. Nur 26 Prozent der insgesamt 505 befragten Israelis verneinte diese Aussage.

Eine Mehrheit der Befragten, 60 Prozent, sind überdies der Ansicht, dass das iranische Atomprogramm nur durch einen Militäreinsatz aufgehalten werden könne - im Vergleich zu 37 Prozent, die dieser Behauptung nicht zustimmen. Beide Aussagen wurden deutlich häufiger von ultraorthodoxen Juden bejaht als von säkular gesinnten, zudem häufiger von männlichen Befragten als von Frauen.

Wie Haaretz schreibt, wirft vor allem der Unterschied in der Beurteilung durch Männer und Frauen die Frage auf, inwiefern die weibliche Sicht im Falle einer Entscheidung genügend berücksichtigt würde. Denn das Sicherheitskabinett, das gegebenenfalls über einen Angriff auf Iran entscheide, sei nur mit Männern besetzt.

In einer von Haaretz im vergangenen November veröffentlichten Umfrage, hielten sich die Befürworter und die Gegner eines israelischen Militärangriffs gegen Iran die Waage.

Am Samstagabend waren in Tel Aviv etwa tausend Menschen aus Protest gegen einen möglichen israelischen Angriff auf Iran auf die Straße gegangen. Die USA und ihre Verbündeten verdächtigen Iran, an der Entwicklung einer Atombombe zu arbeiten. Teheran weist dies entscheiden zurück.

Die israelische Führung wertet das iranische Atomprogramm als direkte Bedrohung für seine Sicherheit und bekräftigt bei jeder Gelegenheit, dass "alle Optionen auf dem Tisch" liegen. Auch die USA machten in den vergangenen Wochen deutlich, wenn notwendig auch "Gewalt anzuwenden", einen sofortigen Angriff lehnt Washington bisher aber ab. Israel selbst ist inoffizielle Atommacht, die einzige in der Region.

© Süddeutsche.de/AFP/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: