Ukraine:UN-Teams müssen gehen

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Separatisten in der Region Luhansk fordern internationale Helfer zur Ausreise auf.

Von Frank Nienhuysen, München

Im Osten der Ukraine haben die Separatisten im Gebiet von Luhansk die Vereinten Nationen und andere Hilfsorganisation zum Verlassen der Region aufgefordert. Das UN-Hilfsbüro Ocha werde noch am Freitag seine Arbeit beenden, bestätigte ein Mitarbeiter in Luhansk der SZ. Der UN-Koordinator für Humanitäre Angelegenheiten, Stephen O'Brien zeigte sich in New York "alarmiert" und sprach von einem "krassen Verstoß gegen humanitäres Recht". Ein Vertreter der Luhansker Separatisten warf den Organisationen "Verstöße" vor und verweigerte zehn von elf internationalen Agenturen die Registrierung in den von ihnen kontrollierten Gebieten. Unter ihnen musste vorerst auch die tschechische Organisation Menschen in Not sowie Ärzte ohne Grenzen ihre Arbeit einstellen; deren Büro sei bereits am Donnerstag geschlossen worden. Lediglich das Komitee vom Internationalen Roten Kreuz ist demnach nicht betroffen.

Die prorussischen Separatisten hatten im Sommer die Bedingungen für internationale Hilfsorganisationen verschärft und eine Registrierung eingeführt. Den Ärzten ohne Grenzen warfen sie vor, illegal "psychotrope Medikamente" gelagert zu haben, was die Organisation vehement bestritt. Sie zeigte sich "extrem besorgt".

Über die Registrierungsprozeduren wird schon seit dem Sommer debattiert. Die UN setzen sich für einen freien Zugang zu den vom Krieg betroffenen Gebieten ein und fordern von den Separatisten, die Bürokratie auf ein "striktes Maß" zu begrenzen. UN-Hilfskoordinator O'Brien beklagte sich, dass die Restriktionen die Auslieferung von 16 000 Tonnen an humanitären Gütern verhindert hätten. "Krankenhäuser können keine Operationen vornehmen, weil sie keine Narkosemittel erhalten." Mit Blick auf den Winter warnte er vor ernsthaften Folgen für drei Millionen Menschen in der Ostukraine. Denn auch die Arbeit der UN-Vertretungen im Gebieten von Donezk sei nach Ansicht von O'Brien gefährdet und bereits ausgesetzt.

In ihrem jüngsten Bericht beklagte die UN-Hilfsorganisation, dass Lebensmittelpreise in den Separatistengebieten um 60 Prozent über dem ukrainischen Durchschnitt lägen.

© SZ vom 26.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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