Türkei:Wie du mir

Ankara warnt vor Reisen in die USA. Das ist kindischer Unfug.

Von Luisa Seeling

Es wäre ja lustig, wenn es nicht so ernst gemeint wäre: Die Türkei warnt vor Reisen in die Vereinigten Staaten, wegen der Gefahr von Terrorangriffen und willkürlichen Festnahmen; nur zwei Tage zuvor hatten die USA vor Türkei-Reisen gewarnt, wegen - genau - Terrorangriffen und willkürlichen Festnahmen. Wie du mir, so ich dir, so lautet schon länger das Motto der türkischen Außenpolitik. Entsprechend lief es im Visa-Streit zwischen Ankara und Washington. Und als das Auswärtige Amt in Berlin vergangenen Herbst seine Reisehinweise für die Türkei verschärfte, drehte man dort den Spieß einfach um: Vorsicht bei Deutschland-Reisen!

Das mag einen gewissen Unterhaltungswert haben, doch sinnvolle Politik ist es nicht. Dass Türken bei der Einreise in die USA Ungemach droht, ist Unsinn. Es gab zwar Festnahmen, die betrafen aber prügelnde Bodyguards des türkischen Präsidenten, hatten also einen juristisch nachvollziehbaren Grund. Umgekehrt kann man sich natürlich auch fragen, ob die Türkei wirklich in die gleiche Gefahrenkategorie gehört wie Pakistan.

Die türkische Reaktion zeigt vor allem, wie zerrüttet das Verhältnis zu den Amerikanern ist. Während Ankara gegenüber Deutschland und Europa nach Monaten der Eiszeit eine Charmeoffensive gestartet hat, dürfte der Konflikt mit den USA bestehen bleiben. Freundschaft mit Europa, Feindschaft mit Amerika, das scheint die aktuelle Marschrichtung zu sein. Aber das kann sich beim nächsten Konflikt mit den Europäern auch schnell wieder ändern.

© SZ vom 13.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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