Türkei und IS:Worte und Taten

Ankara scheint die Terrormiliz endlich zu bekämpfen.

Von Stefan Kornelius

Ankara hat allen Grund, sich seiner Freunde und Feinde zu vergewissern. Zu viel ist in den vergangenen Jahren durcheinandergeraten. Lange ist es her, dass der damalige türkische Außenminister Ahmet Davutoğlu den Slogan "Null Probleme mit den Nachbarn" zur Maxime erhoben hatte. Aus null Problemen wurden sehr viele Probleme, bis hin zum Konflikt mit der EU über die Flüchtlingspolitik und den Abschuss eines russischen Kampfflugzeuges.

Besonders stark drängt die Frage, wie genau es die Türkei mit dem IS hält. Die Geheimdienstberichte waren lange Zeit eindeutig: Rückzugsraum, Rekrutierungsstelle, stillschweigende Unterstützung der Terrormiliz mit Hilfe einer sehr durchlässigen Grenze. Offenbar hat sich vergangenen Sommer der Wind gedreht, und auch Ankara hat verstanden, wen es da an seinem Busen nährt. Ob deswegen alle konspirativen Kontakte zum IS eingestellt sind und vor allem der Schwarzmarkt mit dem Öl der Miliz zerstört wurde - das bleibt ein Rätsel.

Die türkische Regierung gibt nun den verunsicherten Bündnispartnern ein Signal, wenn sie mit ihrer Artillerie IS-Stellungen auf syrischem Gebiet beschießt. Die Botschaft: Sehr her, wir verfolgen dasselbe Ziel. Darin liegt ein bisschen Hoffnung nach dem Bombenanschlag von Istanbul: Die Türkei kann sich ihre Freunde nicht mehr aussuchen. Worte und Taten müssen übereinstimmen.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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