Türkei:Staatsmann und "Baba"

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Süleyman Demirel war ein Kind der türkischen Moderne, er wurde kurz nach Republikgründung geboren. Siebenmal war er Regierungschef, dann Präsident. (Foto: AP)

Jahrzehntelang prägte Süleyman Demirel die Türkei - als Premierminister und Präsident. Nun ist er mit 90 Jahren in Ankara an Herzversagen gestorben.

Von Mike Szymanski

Es war das Jahr 1968, eine unruhige Zeit in der Türkei. Das Land hatte sich so rasch verändert, industrialisiert, urbanisiert, ja modernisiert, dass nicht alle in dem Tempo mithalten konnten. In Istanbul und Ankara wuchsen Nacht für Nacht die Armensiedlungen der Landflüchtlinge, Gecekondu genannt. Die Fliehkräfte ließen extreme Kräfte am linken und rechten Rand erstarken, auf den Straßen des Landes wurde protestiert. Damals stellte sich der rechtskonservative Regierungschef Süleyman Demirel vor seine Parteifreunde und sagte, die Menschen sollten ruhig auf die Straße gehen. "Auf dem Pflaster werden sie keine Spuren hinterlassen!" Das kann man als unglaublich arrogant empfinden. Für Demirel spricht in der Rückschau, dass er tatsächlich viele Aufmärsche erlebt hat und am Ende seines politischen Lebens selbst so wenig abgenutzt war wie das Straßenpflaster. Sieben Mal war er zwischen 1965 und 1993 Ministerpräsident des Landes, danach wurde er zum Staatsoberhaupt gewählt.

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