Türkei:Sinnlose Eskalation

Ankara und die PKK wiederholen ein blutiges Spiel.

Von Luisa Seeling

Die türkische Regierung hat Bodentruppen in den Nordirak geschickt, um kurdische PKK-Kämpfer zu jagen. Sie sollen an einem Gefecht beteiligt gewesen sein, bei dem am Sonntag mindestens 16 Soldaten starben. Luftangriffe auf kurdische Stellungen im Nordirak hatte es schon vorher gegeben, aber der Einmarsch türkischer Soldaten in den Irak ist eine klare Eskalation.

Und es ist ein weiterer Schritt in Richtung Krieg. Die Folgen sind so absehbar wie beunruhigend: Wieder werden Söhne von türkischen und kurdischen Müttern in den Tod geschickt, wieder werden Zivilisten sterben müssen. Die Türkei war einmal ein Stabilitätsanker in einer unruhigen Region, sie wird als Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat gebraucht und nimmt immer noch viel mehr Flüchtlinge aus Syrien auf als die Europäer. All das ist durch den aufflammenden Konflikt gefährdet.

Besonders sinnlos ist der Krieg aber, weil er eine Wiederholung ist. Er ist die Neuauflage jenes blutigen Konflikts, der bereits 40 000 Menschenleben gekostet hat - ohne dass er für eine Seite militärisch zu gewinnen war. Diese Einsicht hatte vor einigen Jahren zu einem Friedensprozess und einer leidlich eingehaltenen Waffenruhe geführt. Diese Tatsache gilt nach wie vor, auch wenn die türkische Regierung und die PKK sich derzeit offenbar nicht daran erinnern wollen. Irgendwann aber werden sie verhandeln müssen.

© SZ vom 09.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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