Es ist einer der Klassiker des diplomatischen Geschäfts: Wenn sich ein Staat in einer heiklen Frage mit einem anderen Staat nicht einigen kann, macht der Außenminister seinem Gegenüber erstmal Komplimente und schwingt dann doch die Keule.
Der Türke Ali Babacan hat dies nun in Bagdad zelebriert: "Wir wollen unsere engen kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zum Irak nicht wegen einer Terrorgruppe aufs Spiel setzen. Aber einen Waffenstillstand kann es nur zwischen Staaten geben und nicht mit einer Terrororganisation."
Die türkische Position zur PKK ist unmissverständlich: Ankara gibt nichts auf das fragwürdige Friedensangebot der türkischen Kurden-Kämpfer, die sich in den irakischen Bergen versteckt halten und von dort aus türkische Patrouillen und Armeeposten angreifen.
Eine diplomatische Lösung fällt damit im Prinzip weg. Der Regierung in Bagdad und den irakischen Kurden bleiben jetzt nur noch zwei Möglichkeiten: Sie können versuchen, das PKK-Problem selbst militärisch zu lösen. Oder sie können warten, bis die ersten türkischen Panzer über die Grenze rollen.
Auch die Regierung in Washington muss sich vom türkischen Außenminister in die Ecke gedrängt fühlen. Als Besatzungsmacht im Irak können die USA den neuesten Entwicklungen nicht tatenlos zusehen. Als Ausweg bleibt ihnen eine gemeinsame Militäraktion mit den irakischen Kurden.
Ein amerikanischer Einsatz gegen die "PKK-Terroristen" würde die türkische Seite höchst zufriedenstellen. Die Amerikaner hingegen hätten eine neue Front im Irak eröffnet. Und hätten sich einen weiteren Feind geschaffen in einem Land, in dem es ihnen schon jetzt an Freunden mangelt.