Türkei:Kurdin als Täterin ausgemacht

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Laut türkischer Regierung soll eine Studentin am Sonntag das Attentat mit mindestens 37 Toten in Ankara verübt haben.

Von Mike Szymanski, Istanbul

Für den Autobombenanschlag in Ankara am Sonntag mit mindestens 37 Toten ist nach Angaben der türkischen Regierung die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK verantwortlich. Das Innenministerium erklärte am Dienstag, dass die Selbstmordattentäterin des "abscheulichen" Anschlags identifiziert worden sei. Es handle sich um die 1992 in der Provinz Kars geborene Studentin Seher Çağla D. Sie soll sich 2013 der PKK angeschlossen haben und bei den kurdischen Volksverteidigungseinheiten in Syrien, der YPG, ausgebildet worden sein. Die YPG ist der bewaffnete Arm der Partei der Demokratischen Union (PYD), die PKK-Führer Abdullah Öcalan nahesteht.

Die Frau soll gegen 18.45 Uhr am Sonntag ein mit Sprengstoff beladenes Auto an einer Bushaltestelle am belebten Kızılay-Platz zur Explosion gebracht haben. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Die türkische Luftwaffe bombardierte am Dienstag Stellungen der PKK im Nordirak. Dabei seien 45 PKK-Kämpfer getötet worden, teilte das Militär mit. Außerdem sei in der Region Kandil, dem PKK-Hauptquartier, ein Waffendepot zerstört worden.

Nach Kritik an fehlenden Sicherheitsmaßnahmen hat die Regierung den monatelang vakanten Posten des Polizeichefs von Ankara wieder besetzt. Der 55-jährige Terrorexperte Mahmut Karaaslan werde am Donnerstag seinen Dienst antreten, hieß es in Ankara. Das Attentat vom Sonntag - der dritte große Anschlag in einem Jahr - hatte sich mitten im Zentrum der Stadt ereignet. Die Terror-Serie hatte im Oktober begonnen, als zwei Selbstmordattentäter mehr als 100 Menschen in den Tod rissen. Der damalige Polizeichef wurde wegen gravierender Sicherheitsmängel abgesetzt. Die Stelle blieb unbesetzt.

Die deutsche Botschaft in Ankara warnt vor neuen Anschlägen in der Hauptstadt. "Bitte begeben Sie sich möglichst unmittelbar nach Hause und warten Sie die weiteren Entwicklungen ab", hieß es am Dienstagnachmittag in einer Mitteilung an deutsche Staatsbürger in Ankara. Es gebe konkrete Warnungen vor Anschlägen in Einkaufszentren. "Wir müssen davon ausgehen, dass es noch weitere Bedrohungen gibt." Die deutsche Schule und der Kindergarten würden vorzeitig geschlossen. In Istanbul wurde am Dienstag die Brücke über den Bosporus wegen eines verdächtigen Fahrzeugs gesperrt.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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