Türkei:"Fliegender Sultanspalast"

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Innen hui: Präsident Recep Tayyip Erdoğans neue Boeing 747-8i. (Foto: oh)

Der Scheich von Katar schenkt Präsident Erdoğan eine neue Boeing mit Konferenzraum, Krankenstation und sieben Schlafräumen - und löst damit Verwunderung aus.

Von Christiane Schlötzer, Istanbul

Eigentlich wollte der Scheich von Katar, Tamin bin Hamad Al Thani, die Boeing 747-8i verkaufen. Das Flugzeug war bislang gerade mal 436 Stunden geflogen, seine Sonderausstattung ist exquisit: Konferenzraum, Krankenstation, Badezimmer und sieben Schlafräume, alles vom Feinsten, mit arabischem Schick. Nun ist der Scheich die auf den Bermudas registrierte Maschine losgeworden, diesen "fliegenden Sultanspalast".

So haben türkische Medien den größten Business-Jet der Welt getauft, nachdem er auf dem Istanbuler Zweitflughafen, dem Sabiha Gökçen Airport, gelandet war. Dort soll der Jumbo nun umgerüstet werden - für Präsident Recep Tayyip Erdoğan.

"Wer soll das bezahlen?", wollte die Oppositionsabgeordnete Gamze Taşcıer in einer schriftlichen Parlamentsanfrage sofort wissen. Als Preis des Flugzeugs wurden schließlich auf internationalen Webseiten rund 400 Millionen Dollar genannt. In Zeiten, in denen von allen Türken verlangt werde, den Gürtel enger zu schnallen, leiste sich der Präsident ein solches VIP-Gerät? Das sei unmöglich, fand die Politikerin der größten Oppositionspartei, der CHP. Noch bevor eine offizielle Antwort aus dem Präsidentenpalast bekannt wurde, meldete der Staatssender TRT: Der Scheich von Katar habe Erdoğan den Luxus-Jet geschenkt. Wie 2015 schon 53 Rennpferde. TRT berichtete, dies habe Al Thani "aus Liebe zu Erdoğan" getan. Die Zeitung Hürriyet zeigte dazu Bilder aus dem Inneren der Boeing, den Masterbedroom mit Doppelbett und die eher schlichteren anderen Schlafzimmer.

Katar hat der Türkei erst jüngst Investitionen von 15 Milliarden Dollar zugesagt; Geld, dass das Land in der aktuellen Finanzkrise dringend braucht. Die beiden Länder verbindet eine enge Militärkooperation. Gemeinsamer Gegner ist Saudi-Arabien. Die Türkei unterstützt Katar, seit im Juni 2017 Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate den Golfstaat mit einem Embargo belegt haben. Seither liefert die Türkei Lebensmittel nach Doha. Katar wiederum hat in der Türkei bereits viel investiert, aus seinen üppigen Überschüssen aus dem Gasexport. Das teure Geschenk dürfte da nicht sonderlich ins Gewicht fallen.

Auffällig ist es dagegen schon. Gerade wurde bekannt, dass die Bürgermeister der regierenden AKP vor den anstehenden Kommunalwahlen "an ihrem Image" arbeiten sollen. Und dazu gehört zum Beispiel, dass sie auf Luxusautomarken in ihrem Fuhrpark verzichten, wie Hürriyet ebenfalls berichtete. Einige Rathausherren sollen sich das schon zu Herzen genommen haben, sie wollen die schönen, teuren Karossen abgeben. Die waren ja auch nicht geschenkt.

© SZ vom 17.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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