Türkei:Festgehalten am Flughafen

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In der Touristenhochburg Antalya sind zwei weitere Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft festgenommen worden. Die Bundesregierung bemüht sich um konsularische Betreuung.

Von Stefan Braun und Leila Al-Serori, Berlin

Die türkische Polizei hat am Donnerstag zwei weitere Deutsche wegen politischer Vorwürfe festgenommen. Das bestätigte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wurden die Deutschen bei der Einreise am Flughafen in der Touristenhochburg Antalya festgenommen. Bestätigt sei, dass die Betroffenen ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen und verwandt sind.

Türkischen Medienberichten zufolge wirft die Staatsanwaltschaft in Antalya den beiden eine Nähe zur Gülen-Bewegung vor.

Den ersten Hinweis an das Generalkonsulat in Izmir lieferte eine Nichtregierungsorganisation. Später wurde die Festnahme von der Flughafenpolizei in Antalya bestätigt. Die Bundesregierung versuche, Kontakt herzustellen und konsularische Betreuung sicherzustellen, so die Außenamtssprecherin.

Als Reaktion auf die Festnahmen erwägt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine schärfere Politik gegenüber Ankara. Man müsse die deutsche Türkeipolitik "vielleicht weiter überdenken", sagte Merkel bei einer Veranstaltung in Nürnberg. Zudem bekräftigte die Kanzlerin ihre Ankündigung, Verhandlungen über eine Ausweitung der Zollunion zwischen der Europäischen Union und Ankara zu blockieren. Solche Gespräche kämen "unter diesen Umständen nicht infrage". Die jüngsten Festnahmen von Deutschen in der Türkei hätten "mit unseren Prinzipien von Rechtsstaatlichkeit nichts zu tun", erklärte Merkel. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) forderte, die EU-Beitrittshilfen für die Türkei zu streichen. Diese beliefen sich auf mehr als vier Milliarden Euro in den nächsten Jahren. Die Linken-Politikerin Sevim Dağdelen sowie FDP-Chef Christian Lindner verlangten, dass das Auswärtige Amt eine Reisewarnung für die Türkei aussprechen möge. Cem Özdemir von den Grünen nannte den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in der Bild-Zeitung einen "Geiselnehmer". Die Türkei hat seit dem gescheiterten Putsch Zehntausende Menschen unter dem Vorwurf eingesperrt, dem regierungskritischen Prediger Fethullah Gülen nahezustehen. Nach Angaben des Außenamts befinden sich 55 Deutsche in der Türkei in Haft, davon zwölf aus politischen Gründen.

© SZ vom 02.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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