Tschetschenien:Hinrichtungen in Grosny

In der russischen Teilrepublik ist es im Januar Medien zufolge zu einer Verhaftungswelle gekommen. Von den 200 Festgenommenen sollen fast 30 ohne Verfahren hingerichtet worden sein - Putin nahm die Berichte "zur Kenntnis".

Von Julian Hans, Moskau

In einer Verhaftungswelle hat die Führung der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Januar Medienberichten zufolge etwa 200 Menschen festnehmen lassen, mindestens 27 wurden demnach ohne Anklage oder Gerichtsverfahren hingerichtet. Die Opfer seien in der Nacht zum 26. Januar in einer Polizeikaserne in der Gebietshauptstadt Grosny erschossen worden, so die in Moskau erscheinende Nowaja Gaseta am Montag. Die Zeitung beruft sich auf Informanten in den Sicherheitsorganen und der Regierung der Kaukasusrepublik. Aus Listen mit Fotos der Festgenommenen lasse sich schließen, dass einige freigelassen, andere angeklagt oder getötet wurden. Deren Fotos seien mit einem Minuszeichen markiert. Die Zeitung veröffentlichte eine Liste mit Namen und Geburtsdaten der Opfer. Laut einem Angehörigen sollen in besagter Nacht mehrere hochrangige Beamte der Republik Tschetschenien anwesend gewesen sein, darunter ein stellvertretender Innenminister und der Leiter der Leibwache des Republikchefs Ramsan Kadyrow. Die Zeitung schließt nicht aus, dass die Zahl der Opfer noch höher liegt - bei bis zu 56. Die Verhaftungswelle begann im Januar nach einem Angriff auf Sicherheitskräfte, bei dem zwei Polizisten getötet wurden. Drei Festgenommene seien später in einem Krankenhaus erschossen worden, berichtete die Menschenrechtsorganisation Memorial. Wladimir Putins Sprecher Dmitrij Peskow sagte am Montag, im Kreml habe man die Berichte "zur Kenntnis genommen".

© SZ vom 11.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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