Truppenbesuch:Es musste sein

Es ist richtig, dass Berlin den Kompromiss mit Ankara akzeptierte.

Von Daniel Brössler

Ömer Çelik, der türkische Europaminister, hat ein EU-Treffen in Tallinn genutzt, um sich einmal mehr über Deutschland zu beschweren: Es missbrauche die EU für einen bilateralen Konflikt. Dabei ist es seit Monaten die türkische Führung, der kein Preis zu hoch erscheint, um diesen angeblich bilateralen Konflikt auch international auszuleben. Sie hat im Streit über das Besuchsrecht deutscher Abgeordneter den Abzug der Bundeswehr aus Incirlik in Kauf genommen und damit die internationale Koalition gegen die Terrororganisation Islamischer Staat hineingezogen. So ist es nun auch der Nato ergangen. Sie musste allen Ernstes schlichten zwischen ihren Mitgliedern Türkei und Deutschland.

Herausgekommen sind die seltsamen Umstände, unter denen sieben Abgeordnete des Bundestages am Freitag Soldaten der Bundeswehr auf dem Nato-Stützpunkt Konya besuchen durften. Sie mussten in Brüssel starten und durften nur unter den Fittichen der stellvertretenden Nato-Generalsekretärin Rose Gottemoeller anreisen. Die Umstände dieser Reise bewegen sich irgendwo im Graubereich zwischen lächerlich und ärgerlich. Trotzdem war sie richtig. Verhindert werden sollte, dass die Bundeswehr auch noch aus Konya abziehen muss.

Von Konya aus leistet die Nato mit Awacs-Aufklärungsflugzeugen einen Beitrag zum Anti-Terror-Kampf. Wollten sie das ernsthaft gefährden, hätten die Türken den Verbündeten einiges zu erklären. Die Deuschen allerdings auch.

© SZ vom 09.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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