Truppenabzug:Fakten statt Emotionen

Der Kongress könnte die Pläne von Donald Trump stoppen.

Von Tobias Matern

US-Präsident Donald Trump ist kein großer Stratege, er agiert aus Launen heraus. Die Deutschen zahlen zu wenig für Verteidigung? Also gehören sie bestraft. Deshalb will er einen Teil der US-Truppen abziehen. Dass die Standorte in Deutschland keine Gefälligkeit an die Bundesregierung sind, sondern strategischen Interessen der USA dienen? Egal.

Nun wenden sich die drei Ministerpräsidenten und eine Ministerpräsidentin der betroffenen Regionen an Vertreter des US-Kongresses, der über das Thema bald debattiert. Das ist ein vernünftiger Ansatz, weil im Kongress eine Reihe von Fachleuten auf Fakten-, nicht auf Emotionsbasis diskutieren. Der Brief beschwört eine Zeit, als die USA in Deutschland in solchen Angelegenheiten zwar tonangebend, aber fast immer im Interesse des Verbündeten handelten. Diese Zeit ist längst passé. Zum Glück gibt es im Kongress aber noch eine Reihe Politiker, die den alten transatlantischen Geist in sich tragen und verstehen: Soldaten aus Deutschland abzuziehen, ist nicht im US-Interesse.

Bei der Wahl im November hat Joe Biden eine Chance, Trump zu schlagen, er würde auch den Truppenabzug überdenken. Trotzdem müssen sich Deutschland und die Nato überlegen, wie die militärische Zusammenarbeit mit den USA in einer veränderten Weltlage künftig aussehen soll.

© SZ vom 20.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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