Trump und Assange:Verblüffendes Vertrauen

Lesezeit: 2 min

Trump glaubt dem Wikileaks-Gründer Assange mehr als eigenen Diensten. Der wiederum zeigte sich schon öfter als Unterstützer Putins.

Von Silke Bigalke, Stockholm

Die russische Regierung hat sich nicht eingemischt, glaubt man Julian Assange, dem Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks. Und der designierte US-Präsident Donald Trump will dem australischen Internetaktivisten in diesem Fall offenbar viel lieber glauben als den US-Geheimdiensten. Wikileaks hatte während des Wahlkampfs E-Mails der demokratischen Partei veröffentlicht. Dass Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton dadurch nicht gut aussah, soll nicht nur Donald Trump gefreut haben, sondern auch Wladimir Putin. Der habe mit den geklauten Daten den Wahlkampf beeinflussen wollen, sagen die US-Geheimdienste. Stimmt das, hätte sich Assange von Putin instrumentalisieren lassen.

"Wir können sagen, und wir haben wiederholt gesagt, dass unsere Quelle nicht die russische Regierung ist und keine staatliche Partei", sagte Assange vergangene Woche dem Fox-News-Moderator Sean Hannity, der sich vor der Wahl für Trump ausgesprochen hatte. Donald Trump berief sich dann auch gleich in einem Tweet auf das Interview: "Julian Assange hat gesagt, ein Vierzehnjähriger hätte Podesta hacken können". John Podesta war Clintons Wahlkampf-Chef.

Trump, Putin und Assange, was steckt hinter diesem seltsamen Dreieck? Bereits vor dem Bericht der US-Geheimdienste ist über Assanges innere Nähe zur russischen Regierung spekuliert worden. "Ist Wikileaks zur Waschmaschine geworden für kompromittierendes Material, gesammelt durch russische Spione?", fragte die New York Times Ende August und verglich Assanges harsche Kritik an den USA mit seiner eher milden Einstellung gegenüber Russland. Ob "aus Überzeugung, Bequemlichkeit oder Zufall", Wikileaks-Veröffentlichungen hätten Russland auf Kosten des Westens oft genutzt, schreibt die Zeitung.

Assange moderierte 2012 eine mehrteilige Show, die der Sender Russia Today ausstrahlte. Im Ukraine-Konflikt schlug sich Assange auf Putins Seite. "Russland hat die Krim eingenommen, aber die USA haben die gesamte Welt durch Massenspionage annektiert", erklärte er. Als eine Gruppe internationaler Medien, darunter auch russische Zeitungen, die Panama Papers veröffentlichten, warf Assange ihnen "Putin bashing" vor.

Julian Assange selbst lebt in London, aber unter dem Schutz der südamerikanischen Republik Ecuador. Assange hat sich 2012 in deren Botschaft geflüchtet, damit Großbritannien ihn nicht an Schweden ausliefern kann, wo die Staatsanwaltschaft Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn untersucht. Assange bestreitet diese, wollte aber zur Befragung nicht nach Stockholm kommen, weil er eine Auslieferung an die USA befürchtet. Im November haben ihn die schwedischen Behörden nun in der Botschaft durch einen ecuadorianischen Staatsanwalt befragen lassen. Die Übersetzung wird noch Wochen dauern. Assange geht es nicht gut in der Botschaft. Seit viereinhalb Jahren lebt er beengt in zwei Zimmern. Vielleicht hofft er darauf, dass er sich unter einem Präsidenten Donald Trump wieder frei bewegen kann. Trump jedenfalls hat nun Grund, ihm wohlgesonnen zu sein.

© SZ vom 09.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: