Westbalkan:Serbien und Kosovo wollen Wirtschaftsbeziehungen normalisieren

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Besuch in Trumps Büro: Kosovos Ministerpräsident Avdullah Hoti (rechts) und Serbiens Präsident Aleksandar Vučić unterzeichnen eine Verinbarung. (Foto: AFP)

Die Einigung wurde in Washington vermittelt, wo Serbiens Präsident Vučić, Kosovos Ministerpräsident Hoti und US-Präsident Trump eine Vereinbarung unterzeichneten.

Serbien und Kosovo haben vereinbart, ihre Wirtschaftsbeziehungen zu normalisieren. Darüber kamen am Freitag der serbische Präsident Aleksandar Vučić und Kosovos Ministerpräsident Avdullah Hoti überein, nachdem beide Seiten in Washington unter der Vermittlung der USA zwei Tage lang verhandelt hatten. Vučić und Hoti sowie US-Präsident Donald Trump unterzeichneten der Agentur AP zufolge eine Vereinbarung über Zusammenarbeit in einer geeinten Wirtschaftszone. Beide Balkanländer erhoffen sich davon Investitionen und Arbeitsplätze. Das Verhältnis der Nachbarn ist belastet und kompliziert durch den Kosovo-Krieg, nach dem sich die einstige serbische Provinz Kosovo 1999 von Serbien löste und 2008 für unabhängig erklärte, was die USA unterstützt hatten. Belgrad erkennt Kosovo politisch nicht an.

Die Absicht, zumindest im Wirtschaftsbereich zu kooperieren, gab am Freitagabend der US-Präsident bekannt, Vučić und Hoti waren dabei im Weißen Haus zugegen. Trump sprach von einem "wahrhaft historischen" Schritt. Etwas zurückhaltender äußerte sich der serbische Präsident AP zufolge. "Wir haben nicht alle unsere Probleme gelöst. Es gibt noch immer Schwierigkeiten", sagte Vučić demnach. Eine geeinte Wirtschaftszone sei aber ein "riesiger Schritt vorwärts". Ähnlich äußerte sich Hoti. Er und Vučić sollen am Montag in Brüssel mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sprechen, ihre Länder gehören zu den EU-Beitrittskandidaten auf dem Westbalkan.

Serbien machte zugleich dem US-Präsidenten ein Zugeständnis, das dessen Nahost-Politik aufwertet. Wie Trump am Freitag ebenfalls bekannt gab, wird Serbien seine Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen. Trump nannte dies "fantastisch", er wisse das sehr zu schätzen. Serbien folgt damit als erstes europäisches Land dem Beispiel der Vereinigten Staaten, die Jerusalem Ende 2017 als Hauptstadt Israels anerkannt haben. Noch im September, teilte Trump mit, werde Serbien ein Handelsbüro in Jerusalem eröffnen. Bis Juli 2021 solle dann die Botschaft dorthin umziehen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dankte Serbiens Präsidenten nach Angaben eines Sprechers, wie dpa berichtete, und würdigte auch Trump dafür.

© SZ vom 05.09.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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